Es ist schon Mitte Januar in Xi´an und die komplette Vorweihnachtszeit scheint hier übersprungen worden zu sein! Schwuppdiwupp ist das Neujahr rum und das Semester zu Ende – denn ja, auch die Chinesen machen mal Pause.... Der Vollständigkeit halber gibts aber erst mal nen Rückblick über die laaange blogfreie Zeit:
Ende Oktober „durfte“ ich meine erste Erdbebenerfahrung machen. Gegen 07:30 Uhr morgens lag ich wach im Bett als ich plötzlich das Gefühl hatte, dass jemand langsam und stet mein Bett vor und zurück schiebt. Wie man sich vorstellen kann recht irritiert hab ich als erstes zum Vorhang geguckt um zu sehen ob ich ungeahnte Katererscheinungen hab oder ob sich tatsächlich die Erde bewegt. Nachdem der Vorhang dann ebenfalls hin- und herpendelte lag ich einerseits recht amüsiert im Bett andererseits mit leichtem Unwohlsein im Bauch, ob der Ungewissheit was nun passieren würde – hörts gleich wieder auf?, wirds noch stärker?, sollte ich vielleicht mal aufstehen und schreiend im Kreis laufen? Ich hab mich schließlich dafür entschieden im Bett zu bleiben und tatsächlich hat das Beben recht schnell wieder aufgehört. Das Beben soll wohl eine Vier erreicht haben auf der Richterskala, viele, die zu dem Zeitpunkt zum Beispiel gestanden sind haben aber fast nichts gespürt. Trotzdem, eine Erfahrung, die ich so schnell nicht vergessen werde...
Anfang November hatten wir Austauschstudenten nochmal ein paar Tage frei und die Möglichkeit an einem von der Universität organisierten Trip nach Chengdu teilzunehmen. Von alten Xi´an-Hasen haben wir jedoch schon gehört, dass diese Uniausflüge zwar tolle Ziele haben, dann aber meistens in irgendwelchen Industriegebieten und Fabriken enden – Zieldestination Verkaufsraum! Deshalb haben sich viele von uns selbst organisiert und Agata, Andi und ich haben uns entschieden auf die Sonneninsel Hainan zu fliegen um noch etwas künstliche Sommerverlängerung zu betreiben. Am 06. November gings also los in Richtung Sanya, der südlichsten Stadt auf Hainan. Das Wetter war natürlich traumhaft, täglich um die 30°C und Sonnenschein. Die ersten beiden Tage verbrachten wir damit eine passende Unterkunft in Strandnähe zu finden und natürlich den Strand und das Meer zu genießen. Anfang der Woche machten wir uns dann auf die Suche nach Tauchschulen, da wir geplant hatten die Zeit zu nutzen um den Tauchschein zu machen. Da Hainan sozusagen das Mallorca der wohlhabenden Russen und Chinesen ist waren die Tauchkurse relativ teuer, wir konnten jedoch einen für uns akzeptablen Preis aushandeln. Ich möchte behaupten, dass die Tatsache, dass wir das alles auf Chinesisch geklärt haben wesentlich zum Verhandlungserfolg beigetragen hat. Die einzigen Sprachen, die nämlich auf Hainan gesprochen werden sind Chinesisch und Russisch, weshalb wir ausdrücklich nach einem Instructor mit Englischkenntnissen verlangen mussten. Nach der Anmeldung fuhren wir also gleich mit unserem Lehrer zur Tauchschule ins Zentrum wo wir von 14:00 bis ca. 23:00 geschlagene neun Stunden den Theorieteil des Kurses hinter uns brachten. Das sah dann so aus, dass wir drei vorm PC saßen und in einzelnen Kapiteln ein Video gucken mussten, nach jedem Kapitel hatten wir Zeit um einen Fragenkatalog zu beantworten und Unklarheiten mit Afei, unserem Tauchlehrer zu klären. Je später der Abend umso mehr glich der Riesentisch, an dem wir saßen einem Schlachtfeld, da wir uns in der Zwischenzeit zunehmend heimeliger fühlten und zahlreiche Packungen Kekse und andere Knabbereien verdrückten. Auch die Konzentration ließ gegen Ende des Tages zunehmen zu wünschen übrig, vor allem der letzte Teil des Videos, den wir gerne als die „PADI Gehirnwäsche“ bezeichnen gab uns den Rest. Regelmäßg wiederholte Aussprüche wie „Taucher sind keine normalen Menschen, Taucher haben mehr Spaß als reguläre Menschen!“ oder auch „Go places, do things and meet people!“ führten zu dem ein oder anderen Lachanfall. Selbst Afei fands irgendwann ganz lustig, dass wir permanent über die gleichen running gags lachten. Trotz Keksüberdosis und Gehirnwäsche habens wirs zu später Stunde dann aber doch noch geschafft (in hervorragender Teamarbeit) die Prüfung erfolgreich abzulegen und durften unser Divebag, also Neoprenanzug, Flossen, Maske und so weiter vorbereiten.
Am nächsten Morgen hat Afei uns dann mit unserem neuen Tauchlehrer zu einer wunderschönen Hotelanlage an der Yalong Bay, eine halbe Stunde von der Tauchschule gebracht. Dort angekommen fing dann für uns und noch einen weiteren Schüler der praktische Teil im Pool an. Da unser Praxislehrer kein Englisch konnte, saß eine junge Chinesin, die Englisch studiert hatte als Übersetzerin ständig am Beckenrand und hat erklärt wenn wir auf Chinesisch nicht verstanden haben. Nachdem wir alle nötigen Wasserübungen und -manöver ohne Probleme durchführen konnten fuhren wir abends erschöpft und neugierig, wie sich das alles im echten Meer wohl anfühlen würde zurück zum Hotel. Die Fahrt mit unserem Theorieleherer und einem weiteren Taucher war recht lustig, auf diese Weise durften wir ein zwei Redewendungen „aus dem Leben gegriffen“ auf Chinesisch lernen und haben festgestellt, dass es durchaus entspannte Chinesen gibt. Es scheint als würden die Ski-, Tauch- und alle anderen Sportlehrer dieser Welt einfach mit ein klein wenig mehr Coolness ausgestattet als der Rest von uns....;)
Die folgenden zwei Tage waren anstrengend, im Meer zu tauchen verlangt einem doch ein bisschen mehr Kraft und Einsatz ab als im wohligen Pool der Hotelanlage. Abgesehen von wenigen Ausrutschern (man vergisst schon mal, dass man nicht nur durch Nase sondern auch durch Mund atmen kann und muss hald einfach mal etwas flotter auftauchen als die lahmen Tauchlehrer, ne Agi? ;) ) haben wir in der kurzen Zeit alle ein recht gutes Wassergefühl entwickelt, und waren irgendwann enstpannt genug um die Unterwasserlandschaft tatsächlich zu genießen. Abgesehen von den etwas lüsternen Blicken von einer Horde chinesischer „Seemänner“, die vor allem Andi auf dem Kutter (Beschreibung: schwules loveboat chinastyle) am letzten Tauchtag über sich ergehen lassen musste (lach!), wurden wir von unseren Tauchlehrern über die vier Tage bestens umsorgt. Im Nachhinein hat sich für jeden von uns der Tauchkurs als eine sehr gute Investition herausgestellt.
Um ein Hobby reicher haben wir die letzten Tage der Reise mit einem Freund aus Peking, der nachgekommen war, seeehr faul ausklingen lassen und genossen die letzten Sonnenstrahen.
Schließlich mussten wir uns leider doch von unserer liebgewonnen Sonneninsel verabschieden und am 16. November früh morgens zurück ins verschneite (!!!) Xi´an fliegen. Da der Flughafen während der Tage zuvor wegen Schneechaos geschlossen hatte, waren wir froh, dass wir ohne Probleme landen konnten. Nichtsdestotrotz waren die 30° Temperaturunterschied nicht gerade leicht für mein wärmeverwöhntes Immunsystem zu verkraften und wurden tags darauf sogleich mit Kopfschmerzen und Erkältung quittiert.
Sich im kalten Xi´an (wo inzwischen zumindest die Heizung angestellt wurde) wieder für die Bücher zu begeistern fiel denkbar schwer. Hinzukam, dass Weihnachtsstimmung in China leider nur äußerst spärlich aufkommt. Das ganze Konzept von Weihnachten scheint den Chinesen genauso ein Rätsel zu sein, wie wir Westler den Geist chinesischer Festtage oftmals nicht richtig nachempfinden können. Weihnachten gilt hier eher als Trenderscheinung und wird in der Regel überwiegend von den jüngeren Generationen „gefeiert“, die Technoversion von Last Christmas sowie angsteinflößend bunt und kitschig geschmückte Plastikbäume, die auch schon bessere Tage gesehen haben, tun dem ganzen keinen Abbruch. Mein Dank gilt an dieser Stelle den netten Starbucks Mitarbeitern der Filiale im Stadtzentrum. Dort sorgten die mit Zimt aromatisierten Latte Macchiatos, nur leicht originelle Weihnachtsmusik (immerhin) und winterlich gemütlich anmutende Einrichtung für einen Funken Stimmung und Vorfreude.
Mitte Dezember übernahmen vier Kommilitonen eine kleine etwas urige Bar namens „Oscar´s“ in Zentrumsnähe, die bisher von einem Amerikaner geführt wurde und speziell westliche Drinks anbietet. Über Lizenzen oder ähnliches muss man sich selbstverstänlich (wen überrascht´s?!) bei der Übernahme einer solchen Lokalität weniger Gedanken machen. Fast das gesamte Wohnheim und zahlreiche chinesische Freunde waren zur Eröffnung gekommen, was den Rahmen etwas sprengte. Wir ließen uns jedoch nicht abhalten und standen mit unseren Drinks im kalten Freien und kamen sogar in den Genuss von Livemusik dank meiner musikalisch begabten Mitstudenten. Das Oscar´s brummte im wahrsten Sinne des Wortes!
Am 17. Dezember durfte ich mich mit mehr als bloßer Vorfreude auf den Weg zurück nach Deutschland machen um dort meine großartige Familie zu Weihnachten zu überraschen – und recht erfolgreich! Lediglich meine Mama, die liebe, wusste Bescheid und holte mich Donnerstag spätabends vom Flughafen in München ab. Zu Hause angekommen haben wir uns erst mal ein schönes Erdinger Weißbier (ich möchte an dieser Stelle dessen Ernennung zu bayerischem Kulturgut beantragen!) eingeschenkt und sind recht spät endlich zu Bett gegangen. Dank Jetlag wachte ich früh auf und hatte genug Zeit um in Ruhe Frühstück für alle zu machen. Nachdem Mama schließlich meinen liebsten Papa zum Frühstück weckte und dieser mich sah gabs leichte Verwirrung, die sich in offenstehendem Mund und kurzzeitiger Sprachlosigkeit zeigte (grandioser Gesichtsausdruck, so noch nie bei dir gesehen Bobbele! :) ).
Ums kurz zu machen, die Weihnachtszeit im Bayerischen Wald war wie erwartet schlichtweg wundervoll und jede Reise wert!
Um mit meinen Lieben in China gemeinsam ins neue Jahr zu rutschen hab ich mich rechtzeitig auf den Rückweg gemacht. Im Flugzeug habe ich dann auch noch ein richtig nettes niederländisch/chinesisches Pärchen kennengelernt, die ebenfalls auf dem Weg nach Xi´an waren. Dort angekommen waren sie so freundlich mich mitzunehmen, besser gesagt der Chauffeur, der auf die beiden wartete. Trotz allabendlichen Staus wurde ich ca. eine Stunde lang durch Xi´an gefahren und zu meiner Universität gebracht und kam so ein weiteres mal in den Genuss des „anderen Chinas“, das ausnehmend gastfreundlich und zuvorkommend sein kann.
Hier angekommen genoss ich als erstes eine heiße Dusche und rührte kräftig die Wiedersehenstrommel. Mit Robert und Vilma machte ich mich gleich über den mitgebrachten, natürlich aromaverpackten Leberkäse her. Da ich gerade zwei Wochen Westessen genossen hatte, war die Freude bei den beiden wohl noch etwas größer als bei mir (Robert hatte zwischenzeitlich die Augen geschlossen um den Geschmack von nichts trüben zu lassen! :) ).
Im Anschluss machten wir uns auf den Weg zu Andis Wohung wo schon einige Freunde warteten und ordentlich vorheizten. Auf der riesigen Dachterrasse des Hauses rutschten wir schließlich ins neue Jahr und genossen die Aussicht. Einziger Wermutstropfen war, dass es leider kein Feuerwerk gab, so wie man es bei uns zu Hause kennt Immerhin ein paar Kunming Laternen erleuchteten den klaren Nachthimmel über Xi´an.
Die vergangenen zwei Wochen galten voll und ganz den Prüfungsvorbereitungen, mal mehr mal weniger motiviert, ähem, *hüstel... ;)
In den letzten drei Tagen wurden wir in allen unseren Kursen geprüft und mit durchweg guten Resultaten belohnt und damit auch schon in die Ferien entlassen.
Ich kann´s nur immer wieder sagen, die Zeit hier vergeht beängstigend schnell und stellt sich bisher als eine der tollsten Erfahrungen, die ich machen durfte heraus.
Es gilt also Großes zu feiern und wir werden sehen, was der Abend heute noch so bringt.... ;)
Wie immer, vollauf glücklich,
Eure Veronika
Mittwoch, 13. Januar 2010
Montag, 19. Oktober 2009
Schließlich und endlich Herbst in Xian, schön isses! :D
Ja, ich weiß, ich hab mir schon wieder viel zu viel Zeit gelassen mit dem heutigen Blogeintrag.
Nach dem letzten Eintrag war das erste was zu tun war die Aufenthaltsgenehmigung für ein ganzes Jahr bei der Polizeistation zu beantragen. Soweit keine große Sache, wir mussten lediglich mit dem Bus durch die Stadt zur Polizei gurken und uns in eine (für chinesische Verhältnisse) annehmbare Schlange einreihen. Sobald man dann drankam lief alles weitere praktisch kommunikationslos, sprich man setzt sich auf den Stuhl, gibt die erforderlichen Unterlagen an den Beamten weiter und guckt in die kleine Kamera wenn darauf gedeutet wird. In China ist es wohl üblich bei „wichtigeren“ Behördengängen immer eine Momentaufnahme mit einer Webcam-ähnlichen Kamera machen zu müssen. Im Anschluss daran mussten wir etwas Geld bezahlen und den Pass natürlich erst mal für eine knappe Woche bei der Polizeistation lassen.
Als wir damit fertig waren haben Micha und ich uns noch auf den Weg zu einem der größten Elektronikkaufhäuser der Stadt gemacht um uns eeendlich einen UMTS-Stick zu holen und damit das katastrophale Wohnheiminternet zu umgehen. Also, Info an alle, mein Internet GEHT JETZT! :)))
Weil wir verständlicherweise etwas ausgehungert waren was unsere Internetsurfgewohnheiten angeht wurde der restliche Nachmittag erstmal genutzt um wieder ausgiebig zu interneten.
Im Unterricht ist inzwischen auch schon etwas Routine eingekehrt und das Lernpensum wird nicht weniger. Vor gut zwei Wochen kam Margery in duxie zu mir und hat mich gefragt was denn meine Lerntechnik sei um die Aussprache so hinzukriegen, weil sie sich dahingehend noch verbessern wolle. Etwas perplex musste ich ihr sagen, dass ich leider keine Lerntechnik habe (ich sollte vielleicht erst mal richtig zu lernen anfangen, dann käm ich evtl. sogar auf ne eigene Methode... :-S ). Ich versuche lediglich mir die Aussprache der Lehrer einzuprägen und quatsch mit wenn ich Schriftzeichen lerne, was sich hier schwierig gestaltet weil ich ja eher selten alleine irgendwo zum lernen komme. Danach mussten wir in gewohnter Weise abwechselnd den Lektionstext in duxie vorlesen. Als ich mit (wirklich holprigem Vorlesen) fertig war meinte Li laoshi sie fände es sehr komisch, dass meine Aussprache so gut wäre, da Europäer normalerweise immer etwas Probleme damit hätten, nach einem Jahr Chinaaufenthalt würde ich wie ne Chinesisch klingen (Kommentar von meiner Mama: „Solange du dann nicht wie eine aussiehst...!“ :) ). Sie fragte was ich denn für eine Methode hätte und ob ich die nicht mal der ganzen Klasse vorstellen könnte, auch hier meine Antwort, ich habe keine spezielle Methode! Am nächsten Morgen kommt Valérie (Studentin aus Frankreich) in der Klasse zu mir und erzählt mir sie hätte von mir geträumt wie ich ihr ständig auf Chinesisch vorspreche und sie versucht hat es nachzumachen, musste sehr lachen! Nur um das nochmal klar zu sagen, die Aussprache ist natürlich wichtig im Chinesischen, hat aber nicht unbedingt mit dem Sprachniveau selbst zu tun und bei aller Liebe, da haperts noch gewaltig! Das merkt man zum Beispiel immer wenn der gemeine Taxifahrer in China in Stimmung für ein kleines Pläuschchen ist, einfach mal drauf los redet und dabei auch noch nuschelt. Man bittet also darum es nochmal etwas langsamer zu wiederholen, der Taxifahrer lacht kurz und sagts dann nochmal genauso schnell nur mit erwartungsvollerem Blick ob der Antwort, die jetzt kommen muss (denn er hats ja extra nochmal wiederholt!). Spätestens dann, wenn man immer noch nicht weiß worums geht ist man mit der Tatsache konfrontiert, dass man eigentlich kein Chinesisch kann, eine immer wieder sehr ernüchternde Erfahrung. Aber gut, wenn Chinesisch einfach wäre hieße es ja BWL (ne, Philip?! ;) ).
Weil der chinesische Herbst eher wie ein deutscher Sommer ist sind wir vor zwei Wochen nochmal in ner kleinen Gruppe zur METRO gefahren und haben für ein Barbecue eingekauft, wie immer bei den Partys, die wir organisieren war der Andrang groß und die selbstgemachten Burger und der Kartoffelsalat waren richtig, richtig gut! Der leckere Baijiu durfte natürlich auch nicht fehlen und kurz vor zwölf bin ich mit Vilma, Corinna, Andi und Kevin noch in den NoNo Club ins Zentrum gefahren und da lassen sie sich gar nicht mal lumpen, die Chinesen! Der Club ist anscheinend recht neu und „angesagt“, die Musik war ganz nach unserem Geschmack und offenbar auch nach dem Geschmack von ner ganzen Reihe Kasachen. Diese, darunter auch einige Mitstudenten von uns, standen die meiste Zeit auf ner Art Podest und tanzten „gangsterstyle“, die Mädls auch gerne mal an der Stange (bezeichnend...?!). So gegen drei sind wir schließlich zurück zum Wohnheim wo wir dann den Shushu (Wohnheimwächter) rausklingeln mussten, damit er die Tore aufsperrt. Etwas beschämt hat sich der Rest der Truppe hinter mir versteckt während ich mit dem Shushu gesprochen habe (vielen Dank Ihr Nasen!).
Von 01.-08. Oktober hatten wir Ferien weil sowohl der chinesische Nationalfeiertag als auch das Mittherbst waren. Doch zu früh gefreut, zwei Tage Unterrichtsausfall mussten wir je an einem Samstag und Sonntag nachholen, für uns ausländische Studenten sehr ungewohnt und nicht empfehlenswert. Auch zu diesem Anlass gabs natürlich eine kleine feuchtfröhliche Feier bei uns, und weils ja so festlich war (die VR wurde dieses Jahr 60 Jahre alt) hat der Shushu abschließend noch unter Gejubel (lach) die große chinesische Fahne geschwenkt. Viele haben die freien Tage genutzt um erstmals aus Xian rauszukommen. Vilma, Robert und ich haben uns zunächst etwas von der Stadt vorgenommen und sind zusammen auf die Stadtmauer, die voll erhalten ist und um den gesamten Stadtkern führt. Dort haben wir uns dann alle ein Fahrrad gemietet und sind in ca. zwei Stunden einmal rumgefahren und haben uns die Stadtteile angesehen an denen wir vorbei gefahren sind. Außerdem sind wir ins muslimische Viertel gefahren, das hier sehr bekannt ist. Dort gabs natürlich jede Menge verschiedener Sachen zu essen (und wir ließen es uns nicht nehmen einiges davon zu probieren) und zu kaufen. Um erst mal einen Eindruck zu kriegen haben wir uns auch hier wieder zurück gehalten und alle Einkäufe auf einen weiteren Besuch verlegt. Erstmalig wurden wir hier auch von Chinesen gefragt ob wir zusammen ein Foto machen könnten, also die Familie zusammen mit uns Deutschen, weils anscheinend immer noch außergewöhnlich ist Westler zu sehen, etwas seltsam war das schon... Im Anschluss daran sind wir noch zur kleinen Wildganspagode gefahren und haben nen tollen Stadtblick auf einer (sehr kleinen) Pagodenspitze genossen. Nicht zu vergessen natürlich der umliegende Park, der einem nach über einem Monat in ner chinesischen Stadt wie eine grüne Oase vorkommt. Und was natürlich nicht fehlen durfte war ein Pflichtbesuch bei der Terrakottaarmee. Nach einer Stunde Fahrt mit dem Bus wird man erst mal auf einer Straße scheinbar im Nichts abgeladen. Weil wir nicht sicher waren wo wir eigentlich hin mussten sind wir also einfach mal der Herde gefolgt und kamen dann in ein zunehmend touristisch anmutendes Gelände bis wir schließlich den Eingang erreichten, wo erst mal mit kleinen „Pistolen“ die Temperatur von jedem gemessen wurde (analog zu den Kampustoren der Uni). Dort warten dann verschiedene Hallen auf den Besucheransturm, wir haben uns von einer Halle zur nächsten „durchgearbeitet“. In Halle eins sind eigentlich nur Hintergrundinformationen zum Fund der Armee und den Arbeiten daran ausgestellt. In Halle zwei hat man einen Überblick über ein freigegrabenes Feld in dem nur Schutt und vereinzelt erkennbare Soldatenbruchstücke liegen. Oben auf der Besucherplattform stehen jedoch vereinzelt ganze Soldaten in Vitrinen. Halle drei ist recht klein und in der Grube stehen vielleicht 20 Soldaten und Pferde. Die eigentlich sehenswerte Halle ist Nummer vier, in der dann das ganze Soldatenheer in Reih und Glied steht, entsprechend viele Besucher waren auch in der letzten Halle. Das Fazit zu diesem Ausflug: muss man gesehen haben, haut einen aber leider nicht um. Als wir alles gesehen hatten gings in strömendem Regen zurück zu den Bussen (die musste man wiederum auch erst mal finden) und wir machten uns unter ständigem Hupen des Busfahrers auf den Rückweg nach Xian, frei nach dem Motto Hupe-ersetzt-StVO. Dass es mit den Verkehrsregeln hier nicht so weit her ist hab ich ja schon mal erwähnt, nach unseren Beobachtungen scheint es aber wohl ganz gut zu funktionieren wenn man einfach entsprechend oft und laut hupt.
Zum Abschluss der Ferien gabs dann noch ne kleine Geburtstagsfeier für Robert, die wir in überschaubarer Runde in einem der Klassenzimmer abhielten. Es wurde fleißig Mäxchen gespielt (ohne mich Gott sei Dank) wobei die Regeln bei einigen bis zum Schluss noch nicht klar waren! ;)
Der Baijiu erledigte in diesen Fällen dann den Rest...Wie ich am nächsten Tag erfahren habe musste Wang laoshis Mülleimer, der auf dem Gang stand offenbar noch als Auswurfstation herhalten, wir spekulieren schon, wie wir am besten an das Tape der Überwachungskamera kommen könnten. :)
Zum Schluss noch eine nette kleine Geschichte, bei der ich schon ganz schön ins Schwitzen gekommen bin: Friseurbesuch in China! Nach eineinhalb Monaten in China sieht man recht deutlich, dass die Austauschstudenten sich doch eher zögerlich auf das Abenteuer Haareschneiden einlassen wollen. Da ich normalerweise alle sechs Wochen meine Haare schneiden lasse wars meiner Meinung nach langsam aller höchste Eisenbahn, ich hab mir also (Gott sei Dank) vorsorglich ein Foto eingepackt und bin los zum Nordost-Tor der Uni und in den nächsten Friseursalon. Dort sind dann schon zwei Personen beschäftigt nur um jedem, der eintreten möchte die Tür von Innen zu öffnen (ABM ahoi!). Leicht verängstigt ob dem, was da wohl kommen möge hab ich mich zu nem Stuhl führen lassen wo erstmal der „Haarwäscher“ ans Werk durfte. Dieser fing dann an irgendwas auf meinen Hinterkopf zu sprühen und die Haare zu reiben und rubbeln und siehe da, es wurde ein riesen Berg Schaum. So ging das dann ne Weile bis er schließlich anfing auch den Rest der Haare in den Schaumberg zu mischen und auf Teufel komm raus zu weiter zu rubbeln. Nach ca. fünf Minuten wurde ich in den „Wasch-Liege-Raum“ geführt und musste mich auf eine Liege legen. Am Kopf der Liege war dann tatsächlich mal ein Waschbecken befestigt und meine Haare wurden noch zwei mal gewaschen. Als wir fertig waren und ich zurück auf meinem Stuhl saß war bereits eine halbe Stunde vergangen. Im Anschluss kam der eigentliche Friseur, dem ich dann „bestmöglich“ erklärte ich will sie so wie auf dem Foto und dass er ja nicht zu wild da an mir rumschnippselt (absolut berechtigt, wenn man sich mal die Friseure ansieht: ausschließlich Männer und allgemein zurecht als „Stylo-Chinesen“ bezeichnet, Tokio-Hotel-Bill Kaulitz könnte auch als chinesischer Friseur durchgehen). Für alle, die sich jetzt schon die Hände reiben und gespannt auf die Katastrophe warten, da muss ich enttäuschen, zu meiner GROSSEN Erleichterung gings gut aus. Man hat sich wie gewünscht lediglich der Kopfbehaarung gewidmet und auch dort keine kahlen Stellen hinterlassen, zumindest hab ich noch keine entdeckt.... ;)
Um das Wohlwollen von gewissen Personen nun nicht über zu strapazieren (übrigens Tom, ich hoffe ich krieg nochmal ne extra charlottenburger housewarming Party wenn ich zurückkomm! ;) ) halt ich mich kurz und schick Euch hiermit liebste Grüße aus der Ferne!
Ja, ich weiß, ich hab mir schon wieder viel zu viel Zeit gelassen mit dem heutigen Blogeintrag.
Nach dem letzten Eintrag war das erste was zu tun war die Aufenthaltsgenehmigung für ein ganzes Jahr bei der Polizeistation zu beantragen. Soweit keine große Sache, wir mussten lediglich mit dem Bus durch die Stadt zur Polizei gurken und uns in eine (für chinesische Verhältnisse) annehmbare Schlange einreihen. Sobald man dann drankam lief alles weitere praktisch kommunikationslos, sprich man setzt sich auf den Stuhl, gibt die erforderlichen Unterlagen an den Beamten weiter und guckt in die kleine Kamera wenn darauf gedeutet wird. In China ist es wohl üblich bei „wichtigeren“ Behördengängen immer eine Momentaufnahme mit einer Webcam-ähnlichen Kamera machen zu müssen. Im Anschluss daran mussten wir etwas Geld bezahlen und den Pass natürlich erst mal für eine knappe Woche bei der Polizeistation lassen.
Als wir damit fertig waren haben Micha und ich uns noch auf den Weg zu einem der größten Elektronikkaufhäuser der Stadt gemacht um uns eeendlich einen UMTS-Stick zu holen und damit das katastrophale Wohnheiminternet zu umgehen. Also, Info an alle, mein Internet GEHT JETZT! :)))
Weil wir verständlicherweise etwas ausgehungert waren was unsere Internetsurfgewohnheiten angeht wurde der restliche Nachmittag erstmal genutzt um wieder ausgiebig zu interneten.
Im Unterricht ist inzwischen auch schon etwas Routine eingekehrt und das Lernpensum wird nicht weniger. Vor gut zwei Wochen kam Margery in duxie zu mir und hat mich gefragt was denn meine Lerntechnik sei um die Aussprache so hinzukriegen, weil sie sich dahingehend noch verbessern wolle. Etwas perplex musste ich ihr sagen, dass ich leider keine Lerntechnik habe (ich sollte vielleicht erst mal richtig zu lernen anfangen, dann käm ich evtl. sogar auf ne eigene Methode... :-S ). Ich versuche lediglich mir die Aussprache der Lehrer einzuprägen und quatsch mit wenn ich Schriftzeichen lerne, was sich hier schwierig gestaltet weil ich ja eher selten alleine irgendwo zum lernen komme. Danach mussten wir in gewohnter Weise abwechselnd den Lektionstext in duxie vorlesen. Als ich mit (wirklich holprigem Vorlesen) fertig war meinte Li laoshi sie fände es sehr komisch, dass meine Aussprache so gut wäre, da Europäer normalerweise immer etwas Probleme damit hätten, nach einem Jahr Chinaaufenthalt würde ich wie ne Chinesisch klingen (Kommentar von meiner Mama: „Solange du dann nicht wie eine aussiehst...!“ :) ). Sie fragte was ich denn für eine Methode hätte und ob ich die nicht mal der ganzen Klasse vorstellen könnte, auch hier meine Antwort, ich habe keine spezielle Methode! Am nächsten Morgen kommt Valérie (Studentin aus Frankreich) in der Klasse zu mir und erzählt mir sie hätte von mir geträumt wie ich ihr ständig auf Chinesisch vorspreche und sie versucht hat es nachzumachen, musste sehr lachen! Nur um das nochmal klar zu sagen, die Aussprache ist natürlich wichtig im Chinesischen, hat aber nicht unbedingt mit dem Sprachniveau selbst zu tun und bei aller Liebe, da haperts noch gewaltig! Das merkt man zum Beispiel immer wenn der gemeine Taxifahrer in China in Stimmung für ein kleines Pläuschchen ist, einfach mal drauf los redet und dabei auch noch nuschelt. Man bittet also darum es nochmal etwas langsamer zu wiederholen, der Taxifahrer lacht kurz und sagts dann nochmal genauso schnell nur mit erwartungsvollerem Blick ob der Antwort, die jetzt kommen muss (denn er hats ja extra nochmal wiederholt!). Spätestens dann, wenn man immer noch nicht weiß worums geht ist man mit der Tatsache konfrontiert, dass man eigentlich kein Chinesisch kann, eine immer wieder sehr ernüchternde Erfahrung. Aber gut, wenn Chinesisch einfach wäre hieße es ja BWL (ne, Philip?! ;) ).
Weil der chinesische Herbst eher wie ein deutscher Sommer ist sind wir vor zwei Wochen nochmal in ner kleinen Gruppe zur METRO gefahren und haben für ein Barbecue eingekauft, wie immer bei den Partys, die wir organisieren war der Andrang groß und die selbstgemachten Burger und der Kartoffelsalat waren richtig, richtig gut! Der leckere Baijiu durfte natürlich auch nicht fehlen und kurz vor zwölf bin ich mit Vilma, Corinna, Andi und Kevin noch in den NoNo Club ins Zentrum gefahren und da lassen sie sich gar nicht mal lumpen, die Chinesen! Der Club ist anscheinend recht neu und „angesagt“, die Musik war ganz nach unserem Geschmack und offenbar auch nach dem Geschmack von ner ganzen Reihe Kasachen. Diese, darunter auch einige Mitstudenten von uns, standen die meiste Zeit auf ner Art Podest und tanzten „gangsterstyle“, die Mädls auch gerne mal an der Stange (bezeichnend...?!). So gegen drei sind wir schließlich zurück zum Wohnheim wo wir dann den Shushu (Wohnheimwächter) rausklingeln mussten, damit er die Tore aufsperrt. Etwas beschämt hat sich der Rest der Truppe hinter mir versteckt während ich mit dem Shushu gesprochen habe (vielen Dank Ihr Nasen!).
Von 01.-08. Oktober hatten wir Ferien weil sowohl der chinesische Nationalfeiertag als auch das Mittherbst waren. Doch zu früh gefreut, zwei Tage Unterrichtsausfall mussten wir je an einem Samstag und Sonntag nachholen, für uns ausländische Studenten sehr ungewohnt und nicht empfehlenswert. Auch zu diesem Anlass gabs natürlich eine kleine feuchtfröhliche Feier bei uns, und weils ja so festlich war (die VR wurde dieses Jahr 60 Jahre alt) hat der Shushu abschließend noch unter Gejubel (lach) die große chinesische Fahne geschwenkt. Viele haben die freien Tage genutzt um erstmals aus Xian rauszukommen. Vilma, Robert und ich haben uns zunächst etwas von der Stadt vorgenommen und sind zusammen auf die Stadtmauer, die voll erhalten ist und um den gesamten Stadtkern führt. Dort haben wir uns dann alle ein Fahrrad gemietet und sind in ca. zwei Stunden einmal rumgefahren und haben uns die Stadtteile angesehen an denen wir vorbei gefahren sind. Außerdem sind wir ins muslimische Viertel gefahren, das hier sehr bekannt ist. Dort gabs natürlich jede Menge verschiedener Sachen zu essen (und wir ließen es uns nicht nehmen einiges davon zu probieren) und zu kaufen. Um erst mal einen Eindruck zu kriegen haben wir uns auch hier wieder zurück gehalten und alle Einkäufe auf einen weiteren Besuch verlegt. Erstmalig wurden wir hier auch von Chinesen gefragt ob wir zusammen ein Foto machen könnten, also die Familie zusammen mit uns Deutschen, weils anscheinend immer noch außergewöhnlich ist Westler zu sehen, etwas seltsam war das schon... Im Anschluss daran sind wir noch zur kleinen Wildganspagode gefahren und haben nen tollen Stadtblick auf einer (sehr kleinen) Pagodenspitze genossen. Nicht zu vergessen natürlich der umliegende Park, der einem nach über einem Monat in ner chinesischen Stadt wie eine grüne Oase vorkommt. Und was natürlich nicht fehlen durfte war ein Pflichtbesuch bei der Terrakottaarmee. Nach einer Stunde Fahrt mit dem Bus wird man erst mal auf einer Straße scheinbar im Nichts abgeladen. Weil wir nicht sicher waren wo wir eigentlich hin mussten sind wir also einfach mal der Herde gefolgt und kamen dann in ein zunehmend touristisch anmutendes Gelände bis wir schließlich den Eingang erreichten, wo erst mal mit kleinen „Pistolen“ die Temperatur von jedem gemessen wurde (analog zu den Kampustoren der Uni). Dort warten dann verschiedene Hallen auf den Besucheransturm, wir haben uns von einer Halle zur nächsten „durchgearbeitet“. In Halle eins sind eigentlich nur Hintergrundinformationen zum Fund der Armee und den Arbeiten daran ausgestellt. In Halle zwei hat man einen Überblick über ein freigegrabenes Feld in dem nur Schutt und vereinzelt erkennbare Soldatenbruchstücke liegen. Oben auf der Besucherplattform stehen jedoch vereinzelt ganze Soldaten in Vitrinen. Halle drei ist recht klein und in der Grube stehen vielleicht 20 Soldaten und Pferde. Die eigentlich sehenswerte Halle ist Nummer vier, in der dann das ganze Soldatenheer in Reih und Glied steht, entsprechend viele Besucher waren auch in der letzten Halle. Das Fazit zu diesem Ausflug: muss man gesehen haben, haut einen aber leider nicht um. Als wir alles gesehen hatten gings in strömendem Regen zurück zu den Bussen (die musste man wiederum auch erst mal finden) und wir machten uns unter ständigem Hupen des Busfahrers auf den Rückweg nach Xian, frei nach dem Motto Hupe-ersetzt-StVO. Dass es mit den Verkehrsregeln hier nicht so weit her ist hab ich ja schon mal erwähnt, nach unseren Beobachtungen scheint es aber wohl ganz gut zu funktionieren wenn man einfach entsprechend oft und laut hupt.
Zum Abschluss der Ferien gabs dann noch ne kleine Geburtstagsfeier für Robert, die wir in überschaubarer Runde in einem der Klassenzimmer abhielten. Es wurde fleißig Mäxchen gespielt (ohne mich Gott sei Dank) wobei die Regeln bei einigen bis zum Schluss noch nicht klar waren! ;)
Der Baijiu erledigte in diesen Fällen dann den Rest...Wie ich am nächsten Tag erfahren habe musste Wang laoshis Mülleimer, der auf dem Gang stand offenbar noch als Auswurfstation herhalten, wir spekulieren schon, wie wir am besten an das Tape der Überwachungskamera kommen könnten. :)
Zum Schluss noch eine nette kleine Geschichte, bei der ich schon ganz schön ins Schwitzen gekommen bin: Friseurbesuch in China! Nach eineinhalb Monaten in China sieht man recht deutlich, dass die Austauschstudenten sich doch eher zögerlich auf das Abenteuer Haareschneiden einlassen wollen. Da ich normalerweise alle sechs Wochen meine Haare schneiden lasse wars meiner Meinung nach langsam aller höchste Eisenbahn, ich hab mir also (Gott sei Dank) vorsorglich ein Foto eingepackt und bin los zum Nordost-Tor der Uni und in den nächsten Friseursalon. Dort sind dann schon zwei Personen beschäftigt nur um jedem, der eintreten möchte die Tür von Innen zu öffnen (ABM ahoi!). Leicht verängstigt ob dem, was da wohl kommen möge hab ich mich zu nem Stuhl führen lassen wo erstmal der „Haarwäscher“ ans Werk durfte. Dieser fing dann an irgendwas auf meinen Hinterkopf zu sprühen und die Haare zu reiben und rubbeln und siehe da, es wurde ein riesen Berg Schaum. So ging das dann ne Weile bis er schließlich anfing auch den Rest der Haare in den Schaumberg zu mischen und auf Teufel komm raus zu weiter zu rubbeln. Nach ca. fünf Minuten wurde ich in den „Wasch-Liege-Raum“ geführt und musste mich auf eine Liege legen. Am Kopf der Liege war dann tatsächlich mal ein Waschbecken befestigt und meine Haare wurden noch zwei mal gewaschen. Als wir fertig waren und ich zurück auf meinem Stuhl saß war bereits eine halbe Stunde vergangen. Im Anschluss kam der eigentliche Friseur, dem ich dann „bestmöglich“ erklärte ich will sie so wie auf dem Foto und dass er ja nicht zu wild da an mir rumschnippselt (absolut berechtigt, wenn man sich mal die Friseure ansieht: ausschließlich Männer und allgemein zurecht als „Stylo-Chinesen“ bezeichnet, Tokio-Hotel-Bill Kaulitz könnte auch als chinesischer Friseur durchgehen). Für alle, die sich jetzt schon die Hände reiben und gespannt auf die Katastrophe warten, da muss ich enttäuschen, zu meiner GROSSEN Erleichterung gings gut aus. Man hat sich wie gewünscht lediglich der Kopfbehaarung gewidmet und auch dort keine kahlen Stellen hinterlassen, zumindest hab ich noch keine entdeckt.... ;)
Um das Wohlwollen von gewissen Personen nun nicht über zu strapazieren (übrigens Tom, ich hoffe ich krieg nochmal ne extra charlottenburger housewarming Party wenn ich zurückkomm! ;) ) halt ich mich kurz und schick Euch hiermit liebste Grüße aus der Ferne!
Dienstag, 22. September 2009
„Krebsfrauen hatten schon immer gleich einen Zugang zu mir, merkst du das?“
Ich muss sagen die Zeit verfliegt nur so und trotzdem ist noch keinerlei Alltagsroutine eingekehrt (außer beim Essen, daran hab ich mich erstaunlich schnell gewöhnt :) )
Das vergangene Wochenende ging schon mal gut los mit der ersten Austauschstudenten-Party am Freitag Abend.
Wir machten uns also alle in kleinen Grüppchen auf den Weg in die kampuseigene Partybar, zu anständiger Uhrzeit natürlich, denn was sich in Deutschland über einen Zeitraum von 21.00 – ca. 04.00 Uhr entwickelt muss man hier bis 24.00 Uhr „abspulen“ um nicht vor verKETTETEN Wohnheimtoren zu enden. Da Jannik, Michael, Robert, Corinna und ich aber noch Hunger hatten gingen wir erst noch mal los um in unserem „VIP-Restaurant“ zu speisen. Das Restaurant wird deshalb liebevoll VIP-Restaurant von uns genannt weil uns der Chef da schon kennt und uns VIP-Karten gegeben hat, Vorteil: 12% Rabatt aufs Essen. Bei durchschnittlich 1,70 € pro Kopf weiß man das selbst als Westler zu schätzen, lach! Da die Zeit wie schon gesagt gegen uns arbeitete, bestellten die Jungs zum Essen erstmal zwei relativ kleine Flaschen bai jiu (das ist der Überbegriff für den harten Schnaps) die prompt mit einem fingerhutgroßen Becher (ohne Untertreibung) für jeden gebracht wurden. Ja, und wie das so läuft schenkten die Jungs immer zügig nach und Coco und ich mussten mitziehen weil unser geforderter Mädchenbonus ständig abgelehnt wurde (Zitat: Du kommst doch aus Bayern, das verträgst du doch!). Nach den ersten beiden Flaschen, und ich muss dazu sagen, das war der schlechteste Fusel, den mein verwöhnter Gaumen je zu schmecken bekam, wurden noch zwei weitere bestellt und langsam wurde es lustig. Das führte dann dazu, dass Coco mit Robert zu verhandeln begann, dass wir Mädls nur weiter trinken wenn er drei von den Chilischoten direkt isst (zur Erinnerung, Robert war der bekennende nicht-scharf-Esser). Robert aß also zwei Schoten und wir tranken nochmal zwei Fingerhütchen voll. Gut hat er sich gemacht, der Robert, Respekt! :)
Angemessen aufgelockert kamen wir dann bei der Party an, die schon in vollem Gange war. Ein Großteil der Austauschstudenten aus unserem Wohnheim war vertreten, die Stimmung war sehr gut und man hat sich mit fast jedem mal in irgendeiner Sprache unterhalten und Nummern ausgetauscht.
So gegen zwölf machten sich dann noch einige in die hiesigen Clubs auf. Bei mir gabs allerdings akkuten Nachholbedarf an Schlaf weshalb ich dann mit dem Rest zurückging um endlich ins Bett zu kommen (und satte 12 Stunden durchzuschlafen).
Der Unterricht setzte sich am Montag in nun bekannter Weise fort, es gibt regelmäßig Hausaufgaben und ne Menge neuer Wörter. „MC Tian“ trägt nach wie vor zu unserer Unterhaltung bei hat sich aber inzwischen als angenehme, fähige Lehrerin erwiesen. Der Humor ist allerdings immer noch etwas befremdlich. Frau Li erzählte uns während einer Stunde, dass man vor ein paar Wochen eine Leiche im Müll am Südtor des Kampus gefunden habe, von der man dann eine Vermisstenanzeige aufhing um sie identifizieren zu können. All dies erzählte sie mit der Ausstrahlung einer 1A Glücksradfee und lachte dazwischen immer wieder. Fazit: zu morbider Humor für uns verweichlichten Deutschen.
Weil das komplette Wochenende verregnet war und am Montag die Sonne (und erstmalig seit der Ankunft blauer Himmel!) rauskam strömte alles was Beine hatte nach draußen. Vilma, Agata und ich nutzten die Gelegenheit um zur Xiao Zhai zu fahren, eine Einkaufsstraße wo auch ein typischer Markt ist. Als erstes gingen wir allerdings zu nem Optiker, den uns Frau Chen empfohlen hatte, weil Vilma eine neue Brille und ich Kontaktlinsen brauchte. Der Sehtest war interessant, Gott sei Dank musste man die meiste Zeit einfach nur deuten, der Rest ging irgendwie auch so noch mit Chinesisch. Vilma suchte sich also eine neue Brille (todschick und knapp 50 € „teuer“) aus, die innerhalb von ca. drei Stunden angefertigt wurde und ich kaufte glücklich meine Linsen.
Auf dem Markt gabs dann fast alles von Unterwäsche, normaler Kleidung Taschen und Schals zu kaufen, selbstverständlich auch ne Menge wirklich gut gemachter Imitate. Trotzdem blieben wir sparsam und ich holte mir nur nen Schal sowie ne Gammelhose und nen Kapuzenpulli von Abercrombie (laut der Markenexpertin Agata tatsächlich echt und deshalb so günstig weil in Hongkong produziert).
Mittwoch Abend gabs dann auch noch Großes zu feiern da Jannik Geburtstag hatte. Standesgemäß haben wir nen kleinen Kuchen mit Kerzen organisiert, etwas Wodka-O und einen Profi Tischtennis Schläger als Geschenk. Außerdem konnte sich das Geburtstagskind noch über eine Ständchen unsererseits und ne Papierkrone freuen. Anschließend gingen wir zu zehnt noch ins VIP-Restaurant in das uns Jannik zum Essen einlud, lecker wie immer!
Am Donnerstag wurde uns dann offiziell verlesen, dass man den Kampus nach Verlassen nur mit einem Studentenausweis oder ähnlichem wieder betreten konnte, da auf den Kampussen der anderen Universitäten schon die Schweinegrippe kursiert. Hinzu kamen noch Gerüchte, dass sich in Xian uigurische Rebellen aufhielten (ich erinnere an die Aufstände in Urumqi vor ca. zwei Monaten), die wahllos Menschen mit dreckigen Nadeln stechen würden und so mit HIV und anderen Krankheiten infizieren. So absurd das auch klingt, von allen Seiten hat man das zu hören gekriegt. Wir gehen allerdings davon aus, dass es reine Panikmache ist um uns davon abzuhalten ständig den Kampus zu verlassen. Sollte nämlich die Schweinegrippe auch auf unserem Kampus auftreten müssen anscheinend die Gebäude abgeriegelt werden und niemand darf mehr raus und das will natürlich niemand!
Am Nachmittag durfte ich dann noch einen von Agatas Bekannten kennen lernen, der selber fünf Jahre in der Schweiz gelebt hat und deshalb ganz anständiges Deutsch spricht. Weil wir eventuell eine eigene Wohnung beziehen wollen und das für vier Personen leider nicht so einfach ist,wie man weiß sind die meisten chinesischen Familien nur dreiköpfig, hat er (Name dummerweise schon wieder vergessen, typisch) sich netterweise Zeit genommen um mit uns online Wohnungen zu suchen. Wir wurden tatsächlich fündig und Agatas Bekannter hat schon für den selben Tag einen Termin vereinbart. Die Wohnung war riesig, 270 qm auf zwei Stockwerke verteilt, zwei Badezimmer für 3300 Yuan pro Monat (ca. 330€). Da die Wohnung allerdings nicht möbliert war und zu groß war um sie selber in nem finanziell sinnvollen Rahmen einzurichten kam sie nicht in Frage. Nächste Woche soll die nächste Besichtigung stattfinden, ich werd euch natürlich auf dem Laufenden halten und hoffentlich somit bald mal ordentliches Internet haben! *vorfreu*
Freitag Mittag waren wir zum Deutsch-Stammtisch in einer der Mensen verabredet. Dort treffen sich die Chinesen, die hier Deutsch lernen wollen zusammen mit ihrem deutschen Lehrer Fritz*. Da wir alle natürlich auf der Suche nach guten Tandempartnern sind nutzten wir also die Gelegenheit zum Kennenlernen. Der Nachmittag sollte sich noch als recht interessant herausstellen, da sich die meisten irgendwann verabschiedeten und ich schließlich mit Fritz alleine war und wohl behaupten kann, dass dieser Mann nicht von dieser Welt ist. Fritz ist, wie er sagt 50 Jahre alt, man würde ihn allerdings locker auf Mitte 60 schätzen, Junggeselle und seit einem Jahr in China um hier Deutsch zu unterrichten. Fritz hat so seine ganz eigenen Theorien, was das Leben angeht. Aussprüche wie Schicksal, Kindheitstrauma, universal, anatomische Bewegung beim Schrieben der chinesischen Schriftzeichen, wir Deutschen sind ja so und so, Krebsfrau und Aszendent fielen häufig. An vieles kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern da die Unterhaltung sich bis 17.00 Uhr ausdehnte (Beginn war ca. 12.15 Uhr), die skurrilste war, die ich je erlebt habe und ich relativ wenig dazu beitragen musste/konnte. Fritz glaubt ganz klar an Sternzeichen und erzählte mir, dass er gleich gemerkt hätte, dass mein Sternzeichen Krebs ist, denn die Frauen in seinem Leben, die von Bedeutung waren, waren alle Krebsfrauen. Ich hätte sofort einen Zugang zu ihm und er freue sich mich kennen lernen zu dürfen, er fände es so faszinierend welche Wirkung ich auf ihn habe, nur deshalb weil Krebs mein Sternzeichen ist. Er ist ja Stier mit Aszendent Krebs, deshalb funktioniert das so gut. So richtig beschreiben kann ich ihn leider nicht, denn Fritz muss man tatsächlich erleben. Die letzte Stunde der Unterhaltung, in der er mir von der Technoszene der späten 80er Jahre in Deutschland erzählte (die habe er aktiv miterlebt und bedeutende Artikel dazu verfasst, als alles noch in den Kinderschuhen steckte) habe ich damit verbracht auf den richtigen Zeitpunkt zu warten um elegant die Unterhaltung zu beenden, aber ich kann mit Recht behaupten: diesen Zeitpunkt GAB ES NICHT! Normalerweise macht man das ja am Ende eines Themenkomplexes, wenn alles dazu gesagt ist, was gesagt werden muss, und nach dem letzten Satz dazu mal Luft geholt wird. Aber es gab kein Ende und auch kein Luftholen, es war wie ein einziger Satz, der nicht zu Ende ging. Etwas dreist nahm ich dann also irgendwann (trotzdem immer noch höflich versteht sich) meine Tasche zur Hand und rückte den Stuhl zurück – eindeutige Zeichen. Und endlich, er nahm auch seine Sachen und ohne mit dem Reden aufzuhören gingen wir zum Ausgang. Als ich ihn fragte wo er denn hinmüsse deutet er in die entgegengesetzte Richtung von meiner und ich atme auf. Ich meinte ich müsse in die andere Richtung und er geht den ersten Schritt genau in diese Richtung, er würde gerne mal diese Seite des Kampus sehen, also möchte er mich noch zum Wohnheim begleiten. Dort angekommen (das „Gespräch“ ging natürlich unterwegs weiter) meint er dann er wisse nie wie er sich von Krebsfrauen verabschieden solle, ganz normal antworte ich, schüttle ihm die Hand, verabschiede mich und gehe etwas zügiger als nötig ins Wohnheim. Seitdem erhalte ich regelmäßig Nachrichten von ihm (ich gab ihm zu Beginn des Treffens meine chin. Nummer und E-Mail Adresse, da er schon länger versucht Brieffreundschaften zwischen FU Studenten und seinen chinesischen Studenten zu organisieren und ich ihm angeboten habe den Kontakt zwischen ihm und meinem Dozenten in Berlin herzustellen) ob wir nicht zusammen irgendwas machen wollen. Ja, das klingt nicht nur in euren Ohren unheimlich, wir finden das hier auch alle recht seltsam. Aber kein Grund zur Beunruhigung, der Kontakt wird meinerseits erstmal weitgehend unterbunden.
Noch etwas irritiert von dieser Begegnung der anderen Art organisierten wir Deutschen für Freitag Abend noch ne kleine „Party“ bei uns im „Garten“. Die Gruppe wurde recht ansehnlich und die ein oder andere Wodkaflasche wurde geleert, für mich gabs natürlich etwas Gin (leider mit Sprite denn „Zai Zhonguo meiyou Tonic Water“, so die Walmartangestellte, heißt so viel wie „in China gibt’s kein Tonic Water“, wir gucken nochmal in der METRO, vielleicht werden wir da fündig...). Gegen vier Uhr waren dann nur noch wenige fit, bis dahin hatten wir die Feier nach drinnen verlegt. Satoshi (Schreibung?!?), der kleine Japaner brachte dann auch noch so n scharfes japanisches Gesöff und nötigte vor allem Pierre (Franzose) und Maria (Italienerin) mit zu trinken. Recht betrunken, ums mal so zu sagen, schaffte Maria es dann ihren Schlüssel im Türschloss abzubrechen und nachdem der Nachtwächter nicht auffindbar war stieg die gute Marie einfach mal über den „Rezeptionsthresen“ ging in das kleine Büro und holte mal eben alle Ersatzschlüssel aus den Schubladen und guckte sich noch etwas um. Satoshi versuchte unterdessen mit einem der Schlüssel, die sie aus dem Büro hatten die Haustür aufzusperren. Etwas beunruhigt standen Andi (mein lieblings-Schweizerdeutscher, der mir jetzt auch noch n bisschen Schweizerdeutsch beibringt, hop Schwiiiiz sag ich da nur!) und ich in der Eingangshalle und gingen dann lieber mal ganz flott ins Bett, denn da hängen, wie üblich, überall kleine, hübsche Überwachungskameras. Wie sich herausstellte war alles halb so wild, der Nachtwächter konnte irgendwann noch organisiert werden und sperrte Marias Zimmer schließlich auf.
Gelungene Party, riesen Spaß gehabt!
In diesem Sinne, alles Liebe an meine Deutschen, bis zum nächsten mal wenn es wieder heißt „Kurioses aus dem Land der Mitte“ :)))
*Name von der Redaktion geändert ;)
Ich muss sagen die Zeit verfliegt nur so und trotzdem ist noch keinerlei Alltagsroutine eingekehrt (außer beim Essen, daran hab ich mich erstaunlich schnell gewöhnt :) )
Das vergangene Wochenende ging schon mal gut los mit der ersten Austauschstudenten-Party am Freitag Abend.
Wir machten uns also alle in kleinen Grüppchen auf den Weg in die kampuseigene Partybar, zu anständiger Uhrzeit natürlich, denn was sich in Deutschland über einen Zeitraum von 21.00 – ca. 04.00 Uhr entwickelt muss man hier bis 24.00 Uhr „abspulen“ um nicht vor verKETTETEN Wohnheimtoren zu enden. Da Jannik, Michael, Robert, Corinna und ich aber noch Hunger hatten gingen wir erst noch mal los um in unserem „VIP-Restaurant“ zu speisen. Das Restaurant wird deshalb liebevoll VIP-Restaurant von uns genannt weil uns der Chef da schon kennt und uns VIP-Karten gegeben hat, Vorteil: 12% Rabatt aufs Essen. Bei durchschnittlich 1,70 € pro Kopf weiß man das selbst als Westler zu schätzen, lach! Da die Zeit wie schon gesagt gegen uns arbeitete, bestellten die Jungs zum Essen erstmal zwei relativ kleine Flaschen bai jiu (das ist der Überbegriff für den harten Schnaps) die prompt mit einem fingerhutgroßen Becher (ohne Untertreibung) für jeden gebracht wurden. Ja, und wie das so läuft schenkten die Jungs immer zügig nach und Coco und ich mussten mitziehen weil unser geforderter Mädchenbonus ständig abgelehnt wurde (Zitat: Du kommst doch aus Bayern, das verträgst du doch!). Nach den ersten beiden Flaschen, und ich muss dazu sagen, das war der schlechteste Fusel, den mein verwöhnter Gaumen je zu schmecken bekam, wurden noch zwei weitere bestellt und langsam wurde es lustig. Das führte dann dazu, dass Coco mit Robert zu verhandeln begann, dass wir Mädls nur weiter trinken wenn er drei von den Chilischoten direkt isst (zur Erinnerung, Robert war der bekennende nicht-scharf-Esser). Robert aß also zwei Schoten und wir tranken nochmal zwei Fingerhütchen voll. Gut hat er sich gemacht, der Robert, Respekt! :)
Angemessen aufgelockert kamen wir dann bei der Party an, die schon in vollem Gange war. Ein Großteil der Austauschstudenten aus unserem Wohnheim war vertreten, die Stimmung war sehr gut und man hat sich mit fast jedem mal in irgendeiner Sprache unterhalten und Nummern ausgetauscht.
So gegen zwölf machten sich dann noch einige in die hiesigen Clubs auf. Bei mir gabs allerdings akkuten Nachholbedarf an Schlaf weshalb ich dann mit dem Rest zurückging um endlich ins Bett zu kommen (und satte 12 Stunden durchzuschlafen).
Der Unterricht setzte sich am Montag in nun bekannter Weise fort, es gibt regelmäßig Hausaufgaben und ne Menge neuer Wörter. „MC Tian“ trägt nach wie vor zu unserer Unterhaltung bei hat sich aber inzwischen als angenehme, fähige Lehrerin erwiesen. Der Humor ist allerdings immer noch etwas befremdlich. Frau Li erzählte uns während einer Stunde, dass man vor ein paar Wochen eine Leiche im Müll am Südtor des Kampus gefunden habe, von der man dann eine Vermisstenanzeige aufhing um sie identifizieren zu können. All dies erzählte sie mit der Ausstrahlung einer 1A Glücksradfee und lachte dazwischen immer wieder. Fazit: zu morbider Humor für uns verweichlichten Deutschen.
Weil das komplette Wochenende verregnet war und am Montag die Sonne (und erstmalig seit der Ankunft blauer Himmel!) rauskam strömte alles was Beine hatte nach draußen. Vilma, Agata und ich nutzten die Gelegenheit um zur Xiao Zhai zu fahren, eine Einkaufsstraße wo auch ein typischer Markt ist. Als erstes gingen wir allerdings zu nem Optiker, den uns Frau Chen empfohlen hatte, weil Vilma eine neue Brille und ich Kontaktlinsen brauchte. Der Sehtest war interessant, Gott sei Dank musste man die meiste Zeit einfach nur deuten, der Rest ging irgendwie auch so noch mit Chinesisch. Vilma suchte sich also eine neue Brille (todschick und knapp 50 € „teuer“) aus, die innerhalb von ca. drei Stunden angefertigt wurde und ich kaufte glücklich meine Linsen.
Auf dem Markt gabs dann fast alles von Unterwäsche, normaler Kleidung Taschen und Schals zu kaufen, selbstverständlich auch ne Menge wirklich gut gemachter Imitate. Trotzdem blieben wir sparsam und ich holte mir nur nen Schal sowie ne Gammelhose und nen Kapuzenpulli von Abercrombie (laut der Markenexpertin Agata tatsächlich echt und deshalb so günstig weil in Hongkong produziert).
Mittwoch Abend gabs dann auch noch Großes zu feiern da Jannik Geburtstag hatte. Standesgemäß haben wir nen kleinen Kuchen mit Kerzen organisiert, etwas Wodka-O und einen Profi Tischtennis Schläger als Geschenk. Außerdem konnte sich das Geburtstagskind noch über eine Ständchen unsererseits und ne Papierkrone freuen. Anschließend gingen wir zu zehnt noch ins VIP-Restaurant in das uns Jannik zum Essen einlud, lecker wie immer!
Am Donnerstag wurde uns dann offiziell verlesen, dass man den Kampus nach Verlassen nur mit einem Studentenausweis oder ähnlichem wieder betreten konnte, da auf den Kampussen der anderen Universitäten schon die Schweinegrippe kursiert. Hinzu kamen noch Gerüchte, dass sich in Xian uigurische Rebellen aufhielten (ich erinnere an die Aufstände in Urumqi vor ca. zwei Monaten), die wahllos Menschen mit dreckigen Nadeln stechen würden und so mit HIV und anderen Krankheiten infizieren. So absurd das auch klingt, von allen Seiten hat man das zu hören gekriegt. Wir gehen allerdings davon aus, dass es reine Panikmache ist um uns davon abzuhalten ständig den Kampus zu verlassen. Sollte nämlich die Schweinegrippe auch auf unserem Kampus auftreten müssen anscheinend die Gebäude abgeriegelt werden und niemand darf mehr raus und das will natürlich niemand!
Am Nachmittag durfte ich dann noch einen von Agatas Bekannten kennen lernen, der selber fünf Jahre in der Schweiz gelebt hat und deshalb ganz anständiges Deutsch spricht. Weil wir eventuell eine eigene Wohnung beziehen wollen und das für vier Personen leider nicht so einfach ist,wie man weiß sind die meisten chinesischen Familien nur dreiköpfig, hat er (Name dummerweise schon wieder vergessen, typisch) sich netterweise Zeit genommen um mit uns online Wohnungen zu suchen. Wir wurden tatsächlich fündig und Agatas Bekannter hat schon für den selben Tag einen Termin vereinbart. Die Wohnung war riesig, 270 qm auf zwei Stockwerke verteilt, zwei Badezimmer für 3300 Yuan pro Monat (ca. 330€). Da die Wohnung allerdings nicht möbliert war und zu groß war um sie selber in nem finanziell sinnvollen Rahmen einzurichten kam sie nicht in Frage. Nächste Woche soll die nächste Besichtigung stattfinden, ich werd euch natürlich auf dem Laufenden halten und hoffentlich somit bald mal ordentliches Internet haben! *vorfreu*
Freitag Mittag waren wir zum Deutsch-Stammtisch in einer der Mensen verabredet. Dort treffen sich die Chinesen, die hier Deutsch lernen wollen zusammen mit ihrem deutschen Lehrer Fritz*. Da wir alle natürlich auf der Suche nach guten Tandempartnern sind nutzten wir also die Gelegenheit zum Kennenlernen. Der Nachmittag sollte sich noch als recht interessant herausstellen, da sich die meisten irgendwann verabschiedeten und ich schließlich mit Fritz alleine war und wohl behaupten kann, dass dieser Mann nicht von dieser Welt ist. Fritz ist, wie er sagt 50 Jahre alt, man würde ihn allerdings locker auf Mitte 60 schätzen, Junggeselle und seit einem Jahr in China um hier Deutsch zu unterrichten. Fritz hat so seine ganz eigenen Theorien, was das Leben angeht. Aussprüche wie Schicksal, Kindheitstrauma, universal, anatomische Bewegung beim Schrieben der chinesischen Schriftzeichen, wir Deutschen sind ja so und so, Krebsfrau und Aszendent fielen häufig. An vieles kann ich mich schon gar nicht mehr erinnern da die Unterhaltung sich bis 17.00 Uhr ausdehnte (Beginn war ca. 12.15 Uhr), die skurrilste war, die ich je erlebt habe und ich relativ wenig dazu beitragen musste/konnte. Fritz glaubt ganz klar an Sternzeichen und erzählte mir, dass er gleich gemerkt hätte, dass mein Sternzeichen Krebs ist, denn die Frauen in seinem Leben, die von Bedeutung waren, waren alle Krebsfrauen. Ich hätte sofort einen Zugang zu ihm und er freue sich mich kennen lernen zu dürfen, er fände es so faszinierend welche Wirkung ich auf ihn habe, nur deshalb weil Krebs mein Sternzeichen ist. Er ist ja Stier mit Aszendent Krebs, deshalb funktioniert das so gut. So richtig beschreiben kann ich ihn leider nicht, denn Fritz muss man tatsächlich erleben. Die letzte Stunde der Unterhaltung, in der er mir von der Technoszene der späten 80er Jahre in Deutschland erzählte (die habe er aktiv miterlebt und bedeutende Artikel dazu verfasst, als alles noch in den Kinderschuhen steckte) habe ich damit verbracht auf den richtigen Zeitpunkt zu warten um elegant die Unterhaltung zu beenden, aber ich kann mit Recht behaupten: diesen Zeitpunkt GAB ES NICHT! Normalerweise macht man das ja am Ende eines Themenkomplexes, wenn alles dazu gesagt ist, was gesagt werden muss, und nach dem letzten Satz dazu mal Luft geholt wird. Aber es gab kein Ende und auch kein Luftholen, es war wie ein einziger Satz, der nicht zu Ende ging. Etwas dreist nahm ich dann also irgendwann (trotzdem immer noch höflich versteht sich) meine Tasche zur Hand und rückte den Stuhl zurück – eindeutige Zeichen. Und endlich, er nahm auch seine Sachen und ohne mit dem Reden aufzuhören gingen wir zum Ausgang. Als ich ihn fragte wo er denn hinmüsse deutet er in die entgegengesetzte Richtung von meiner und ich atme auf. Ich meinte ich müsse in die andere Richtung und er geht den ersten Schritt genau in diese Richtung, er würde gerne mal diese Seite des Kampus sehen, also möchte er mich noch zum Wohnheim begleiten. Dort angekommen (das „Gespräch“ ging natürlich unterwegs weiter) meint er dann er wisse nie wie er sich von Krebsfrauen verabschieden solle, ganz normal antworte ich, schüttle ihm die Hand, verabschiede mich und gehe etwas zügiger als nötig ins Wohnheim. Seitdem erhalte ich regelmäßig Nachrichten von ihm (ich gab ihm zu Beginn des Treffens meine chin. Nummer und E-Mail Adresse, da er schon länger versucht Brieffreundschaften zwischen FU Studenten und seinen chinesischen Studenten zu organisieren und ich ihm angeboten habe den Kontakt zwischen ihm und meinem Dozenten in Berlin herzustellen) ob wir nicht zusammen irgendwas machen wollen. Ja, das klingt nicht nur in euren Ohren unheimlich, wir finden das hier auch alle recht seltsam. Aber kein Grund zur Beunruhigung, der Kontakt wird meinerseits erstmal weitgehend unterbunden.
Noch etwas irritiert von dieser Begegnung der anderen Art organisierten wir Deutschen für Freitag Abend noch ne kleine „Party“ bei uns im „Garten“. Die Gruppe wurde recht ansehnlich und die ein oder andere Wodkaflasche wurde geleert, für mich gabs natürlich etwas Gin (leider mit Sprite denn „Zai Zhonguo meiyou Tonic Water“, so die Walmartangestellte, heißt so viel wie „in China gibt’s kein Tonic Water“, wir gucken nochmal in der METRO, vielleicht werden wir da fündig...). Gegen vier Uhr waren dann nur noch wenige fit, bis dahin hatten wir die Feier nach drinnen verlegt. Satoshi (Schreibung?!?), der kleine Japaner brachte dann auch noch so n scharfes japanisches Gesöff und nötigte vor allem Pierre (Franzose) und Maria (Italienerin) mit zu trinken. Recht betrunken, ums mal so zu sagen, schaffte Maria es dann ihren Schlüssel im Türschloss abzubrechen und nachdem der Nachtwächter nicht auffindbar war stieg die gute Marie einfach mal über den „Rezeptionsthresen“ ging in das kleine Büro und holte mal eben alle Ersatzschlüssel aus den Schubladen und guckte sich noch etwas um. Satoshi versuchte unterdessen mit einem der Schlüssel, die sie aus dem Büro hatten die Haustür aufzusperren. Etwas beunruhigt standen Andi (mein lieblings-Schweizerdeutscher, der mir jetzt auch noch n bisschen Schweizerdeutsch beibringt, hop Schwiiiiz sag ich da nur!) und ich in der Eingangshalle und gingen dann lieber mal ganz flott ins Bett, denn da hängen, wie üblich, überall kleine, hübsche Überwachungskameras. Wie sich herausstellte war alles halb so wild, der Nachtwächter konnte irgendwann noch organisiert werden und sperrte Marias Zimmer schließlich auf.
Gelungene Party, riesen Spaß gehabt!
In diesem Sinne, alles Liebe an meine Deutschen, bis zum nächsten mal wenn es wieder heißt „Kurioses aus dem Land der Mitte“ :)))
*Name von der Redaktion geändert ;)
Freitag, 11. September 2009
Eingewöhnung Akt I
Puh, eineinhalb Wochen sind schon vorbei und die erste Eingwöhnungsphase somit abgeschlossen – erfolgreich!:)
In der Tat muss ich mich grade ganz schön anstrengen mir alles Erzählenswerte nochmal ins Gedächtnis zu rufen, deshalb fang ich mal damit an, was ich am besten finde: meine Tongxuemen (=Mitstudenten)!! Es ist erstaunlich wie schnell man den Großteil von all den anderen Auslandsstudenten kennen lernt und die kommen noch dazu aus aller Herren Länder, logisch. Das heißt innerhalb kürzester Zeit muss man sich ne ganze Menge neuer und die abgefahrensten Namen merken, mein Favorit bisher: Przemek. Przemek kommt aus Polen und den Namen spricht man in etwa so aus: Bschamägg. Przemek ist eigentlich ne absolut coole Nummer, der Name bereitet beim ersten Kennenlernen allerdings leichte Schwierigkeiten (Zitat Przemek: „I would have never thought that my name was such a big problem, I´ll tell my parents.“) Bei all den osteuropäischen Namen, für die man anscheinend nur wahllos Konsonanten aneinander reihen muss, und den chinesischen Namen, die auch als hart zu erlernende Vokabeln aus unseren Lehrbüchern durchgehen könnten, ist man ganz froh wenn dann mal sowas nettes, weil gewöhnliches ( nichts für ungut!), wie David, Helen oder Kevin dabei ist.
Ansonsten macht es einfach nur Spaß mit all den Leuten Zeit zu verbringen, wir gehen praktisch täglich ein bis drei mal zusammen essen. Obwohl das Essen in den Kantinen durchaus ganz lecker ist gehen wir meist außerhalb des Kampus essen. Eine wunderschöne Sache, die sich der Westen ruhig mal von China abschauen könnte sind große runde Tische, all die verschiedenen Gerichte in der Mitte des Tisches und jeder nimmt von allem, was er mag, so ist es in China üblich. Die Tischgespräche sind klasse, in meinem Fall kommen praktisch alle Sprachen (so viele sinds ja leider noch nicht), die ich halbwegs kann zum Einsatz, im Moment hauptsächlich Englisch.
Das Essen, wie sollte es anders sein, schmeckt meist hervorragend! Dank der guten und gerne auch mal schärferen Küche zu Hause in Bayern (lieber Papa, im Grunde hast du mich auch in dem Punkt 22 Jahre lang bestens auf China vorbereitet!) kann ich bisher alles gut und gerne essen, denn ne gesunde Schärfe scheint zu fast jedem Gericht zu gehören, nicht wahr, Robert?! ;) Wir haben inzwischen schon ne eigene Schärfeskala entwickelt, für die, die´s nicht unbedingt scharf mögen, wird dann erst mal vorgekostet!
Das erste Wochenende verbrachten wir hauptsächlich mit Einkäufen und sonstigen Erledigungen. Da in den letzten Monaten der Sport arg zu kurz kam bin ich also Samstag erstmal losgezogen und hab mir Laufschuhe meines bevorzugten Sportartikelherstellers geholt, Adidas (hier auch schon gesehen als „Odidos“, ob das wohl einfach nur ein Druckfehler war...?! „Amporio Ermoni“ wird hier übrigens auch gerne getragen.). Wer schonmal einigermaßen gute Laufschuhe in Deutschland gekauft hat, hat dafür wohl min. 130€ oder mehr gezahlt. Hier kosten die (original!) Adidas Laufschuhe ganze 32€, nur um das Preisniveau Chinas nochmal deutlich zu machen....
Zurück im Wohnheim gings dann also endlich mal wieder ab auf den Sportplatz, zu diesem Zwecke natürlich auf die Laufbahn, auf der sich dann abends um 20:00 Uhr Chinesen jeden Alters tummeln um zu laufen oder einfach nur zu gehen. Und mit dem vorwärts gehen ist es noch nicht getan, nein, auch RÜCKwärts geht man gerne mal ein paar 100m, was interessant anzusehen ist. Angeblich soll das den Körper in völlig neuen Einklang bringen. Tja, immer anders, die Chinesen....
Montag war der erste Unterrichtstag und wie sich nun herausstellte bin ich in Gruppe 3 von 5, also im oberen Mittelfeld. Die Kurse teilen sich auf in duxie (lesen und schreiben), kouyu (Konversation), tingli (Hörverstehen) und yuedu (Leseverstehen), der Unterschied ist allerdings nicht so ganz klar, da man in fast allen Kursen ähnlichen Unterricht macht. Dabei kommt ne ganz schöne Menge Lernstoff zusammen, denn in allen Kursen hat man jede Woche neue Vokabellisten und verschiedene grammatische Strukturen. Einige der neuen Sachen sind allerdings aus Deutschland schon bekannt und somit fällt es etwas leichter gut dabei zu bleiben. Das allgemeine Hörverstehen hat sich alleine innerhalb der letzten Tage schon verbessert wie ich finde, auch das ist sehr hilfreich um den Lehrerinnen (ausschließlich Frauen) folgen zu können.
Der Hörverstehenkurs ist derzeit der schwerste und gleichzeitig der unterhaltsamste. In dem Kurs hören wir Stück für Stück eine Kassette durch, deren Qualität einfach nur schlecht ist, daher versteht man zunächst eigentlich nur Zischlaute. Unsere Lehrerin Tian laoshi stellt im Anschluss Fragen zum Inhalt, die wir bestmöglich beantworten sollen. Und nun kommt der eigentlich schwierige Part, denn Frau Tian machts einem nicht so ganz leicht ernst zu bleiben. Frau Tian dürfte nun so Mitte 50 sein, sieht sehr chinesisch aus und hat einen Überbiss, der sich gewaschen hat, aber hallo, man könnte sie so gesehen auch Black Beauty nennen. Nun muss ich vorausschicken, dass Chinesen nach/zwischen ihren Sätzen öfter mal ein englisch gesprochenes, kurzes „aw“ sagen, als eine Art Füllwort. Frau Tian macht das allerdings recht häufig und klingt dadurch wie die chinesische Ausgabe des Vorzeigerappers aus den Tiefen der Bronx. Seit Micha uns darauf aufmerksam gemacht hat (vielen Dank übrigens) ist es recht anstrengend nicht ständig laut loszulachen sobald Frau Tian wieder den Rapper rauskehrt.
Abgesehen davon finde ich den Unterricht gut und hilfreich. Leider kam das Lernen diese Woche noch etwas zu kurz, da unsere Mittagessen irgendwie immer zu weiteren Aktivitäten führen und ich deshalb immer erst so gegen 19:00 ins Wohnheim zurückkomme, die Motivation lässt dann graduell mit später werdender Stunde nach....:)
Montag Nachmittag hatten wir im Anschluss an den Unterricht eine Einführungsveranstaltung für alle Austauschstudenten und wurde von den zuständigen Professoren und Lehrern begrüßt. Einer der Professoren hat selbst auf Englisch zu uns gesprochen, uns willkommen geheißen und uns erklärt, dass jeder von uns ein Thermometer bekommen würde um regelmäßig seine Temperatur zu messen. Sollte die Temperatur über 37 Grad liegen müssen wir uns bei unseren Lehrern melden, Schweinegrippe lässt grüßen. Etwas unheimlich war, dass er zum Schluss mit seinem Scientologylächeln nur noch einige Male mit chinesischem Akzent sagte „don´t worry, it´s only for your safety, don´t worry, no need to worry“. Der beruhigende Effekt blieb da leider aus! Danach wurde uns noch vorgeführt wie wir das Thermometer denn zu benutzen hätten (nein, da nicht, Gott sei Dank bloß unter den Achseln...lach).
Dienstag Nachmittag hab ich mich mit Jannik, Vilma und Robert dann auch schon wieder ins Zentrum begeben, auf der Suche nach nem guten Elektronikladen. Wir landeten dann also in nem Handyladen, denn die gibt es ZU HAUF, man bekommt den Eindruck hier gibt es tatsächlich noch mehr Handys als Menschen! Robert hatte sein Handy in Deutschland gelassen, brauchte ein neues und entschied sich schließlich für eines von Nokia für knapp 30€, nicht unbedingt Hightech aber absolut ausreichend für ein Jahr China. Als der nette Verkäufer, der praktisch nur Chinesisch sprach Robert bat ein paar persönliche Informationen anzugeben (niemand weiß warum, er folgte damit wohl einfach dem chinesischen Kontroll- und Dokumentationszwang) füllte Robert den Zettel also als „Räuber Hotzenplotz“ aus und bat Vilma ihm ihre Telefonnummer, als Kontaktangabe vorzusagen. Vilma sagte etwas perplex drei Zahlen und meinte dann „jetzt hab ich sie vergessen, Veronika, sag du mal“, alles direkt vor dem Verkäufer natürlich. Veronika sagt also nochmal wahllos vier Zahlen und fängt unterdessen dermaßen zu lachen an, dass sie den Laden verlassen muss. Der Verkäufer war dann wohl etwas irritiert und fragte die beiden wo wir denn eigentlich herkämen. Roberts Kommentar zu mir „Also Pferde braucht man mit dir nicht stehlen gehen...“ , stimmt, muss ich hoffentlich auch nie! ;)
Gestern Nachmittag hat sich dann auch überraschend Frau Chen, unsere Chinesischlehrerin an der FU Berlin bei uns gemeldet. Frau Chen kommt zufälligerweise aus Xian und ist insgesamt „nur“ für eineinhalb Jahre an der FU als Gastdozentin tätig. In den Ferien fliegt sie immer zurück nach China, da hier noch ihr Mann und ihr kleiner Sohn leben, der wohl gerade erst in den Kindergarten gekommen ist. Nachdem wir uns am Südtor der Uni getroffen haben ist sie gemeinsam mit uns zu einem schicken Restaurant in einer riesen Mall gefahren wo wir auf Wunsch in unser eigenes Separé geführt wurden. Dort haben wir dann zu siebt lecker, lecker Huoguo (Hotpot) gegessen, bisher das außergewöhnlichste Essen. Zunächst wählt man von einer Liste aus, welche Speisen man möchte, z.B. verschiedene Fleischsorten, Fisch, Teigbällchen, Gemüse etc.. In der Mitte des Tisches ist eine Vertiefung eingelassen in die dann ein Bottich, ähnlich einem Fonduetopf kommt. Der Bottich hat zwei Hälften und ist mit einer ständig köchelnden „Suppe“ gefüllt, die eine Hälfte scharf, die andere normal. Und dann gibt man einfach alles in die Suppe, fischt es sich wieder raus und taucht es kurz in die eigene, kleine Schale, die auch wieder mit einer würzigen Suppe gefüllt ist. Es hat einfach nur vorzüglich geschmeckt und der Service war schlicht großartig. Wir hatten unsere persönlichen zwei Fuwuyuan (typische Bezeichnung für KellnerInnen), die uns regelmäßig feuchte Handtücher für die Hände sowie Brillenputztücher wegen des Wasserdampfes reichten und bei den ersten Anzeichen von Leere unsere Trinkgläser wieder auffüllten. Außerdem wurden wir von ihnen zur Toilette begleitet (auch hier leider nur eine Loch-im-Boden-Lösung, allerdings sehr schick!) und wieder zurückgeführt. Zugegebenermaßen war das auch nötig, da das große Restaurant leicht labyrinthartig anmutete und nicht so einfach zu durchschauen war.
Die liebe Frau Chen hat uns so einige Tipps gegeben und gute Adressen genannt für alles was wir noch brauchen. Sie war sogar so nett im Anschluss an das Essen (wozu sie uns eingeladen hat) Micha zu nem guten Frisör zu bringen und diesem Michas Vorlieben zu erklären (leider nicht ganz getroffen, Micha meinte heute er sähe aus als käme er frisch von der Chemotherapie). Mit dem Rest von uns fuhr sie außerdem noch zu nem großen Elektronikmarkt und verabschiedete sich dann um ihren kleinen Lütten vom Kindergarten abzuholen.
Heute Morgen fiel der Unterricht für die meisten aus, da wir alle zum Healthcare Center mussten um unsere Gesundheitszeugnisse bestätigen zu lassen. Nur mit der entsprechenden Bestätigung bekommt man nämlich wiederum die Aufenthaltsgenehmigung. Um 07:30 Uhr mussten wir also alle ohne gefrühstückt zu haben auf der Matte stehen und wurden in Bussen zum Healthcare Center gekarrt. Zunächst wurden die original Gesundheitszeugnisse, Röntgenaufnahmen und Bluttests geprüft. Je nachdem musste man im Anschluss noch weitere Untersuchungen vor Ort machen lassen. Ein Großteil musste Blut abnehmen lassen und nochmals den Torax röntgen, selbst wenn die vorgezeigten Aufnahmen im zulässigen Zeitrahmen und absolut in Ordnung waren. Das kostete in meinem Fall 270 Yuan und das, obwohl meine Röntgenaufnahme einwandfrei auf Mitte August datiert war, was mich richtig, richtig geärgert hat. Das Blutabnehmen war kein Problem, das ging ganz flott und schmerzfrei. Auf der Röntgenstation konnten wir den Radiologen glücklicherweise klarmachen, dass unsere Röntgenaufnahmen (Janniks und meine, beide auf CD) aktuell sind und sie nur einen kurzen Blick darauf werfen müssten. So konnten wir das Röntgen umgehen und waren seeeehr froh darüber! Ich weiß ja nicht wie der Kenntnisstand in China bezüglich Röntgenstrahlung ist, aber niemand von uns wurde gefragt wann denn die letzte Röntgenaufnahme gemacht wurde, Bleiwesten gabs in der Regel auch nicht ohne Nachfrage oder Diskussion. Um den ersten Preis für zuvorkommende Patientenbetreuung hat sich das chinesische Personal heute leider nicht verdient gemacht.
Trotz dieser ersten schlechten Erfahrungen während unseres Aufenthalts sind danach alle wieder im Ganzen rausgekommen...glaub ich zumindest....:)
Fotos sind schon einige gemacht und ich weiß es sollten vom letzten Eintrag noch einige folgen.
Leider dauert das Hochladen grade noch ziemlich lange, die FU-Netzwerk-Software funktioniert bei mir auch eher launenhaft deshalb muss ich mir erst mal viel Zeit dafür nehmen und vertröste euch leider weiterhin....
Alles Liebe, immer noch ohne jede Reue, Veronika :)
Puh, eineinhalb Wochen sind schon vorbei und die erste Eingwöhnungsphase somit abgeschlossen – erfolgreich!:)
In der Tat muss ich mich grade ganz schön anstrengen mir alles Erzählenswerte nochmal ins Gedächtnis zu rufen, deshalb fang ich mal damit an, was ich am besten finde: meine Tongxuemen (=Mitstudenten)!! Es ist erstaunlich wie schnell man den Großteil von all den anderen Auslandsstudenten kennen lernt und die kommen noch dazu aus aller Herren Länder, logisch. Das heißt innerhalb kürzester Zeit muss man sich ne ganze Menge neuer und die abgefahrensten Namen merken, mein Favorit bisher: Przemek. Przemek kommt aus Polen und den Namen spricht man in etwa so aus: Bschamägg. Przemek ist eigentlich ne absolut coole Nummer, der Name bereitet beim ersten Kennenlernen allerdings leichte Schwierigkeiten (Zitat Przemek: „I would have never thought that my name was such a big problem, I´ll tell my parents.“) Bei all den osteuropäischen Namen, für die man anscheinend nur wahllos Konsonanten aneinander reihen muss, und den chinesischen Namen, die auch als hart zu erlernende Vokabeln aus unseren Lehrbüchern durchgehen könnten, ist man ganz froh wenn dann mal sowas nettes, weil gewöhnliches ( nichts für ungut!), wie David, Helen oder Kevin dabei ist.
Ansonsten macht es einfach nur Spaß mit all den Leuten Zeit zu verbringen, wir gehen praktisch täglich ein bis drei mal zusammen essen. Obwohl das Essen in den Kantinen durchaus ganz lecker ist gehen wir meist außerhalb des Kampus essen. Eine wunderschöne Sache, die sich der Westen ruhig mal von China abschauen könnte sind große runde Tische, all die verschiedenen Gerichte in der Mitte des Tisches und jeder nimmt von allem, was er mag, so ist es in China üblich. Die Tischgespräche sind klasse, in meinem Fall kommen praktisch alle Sprachen (so viele sinds ja leider noch nicht), die ich halbwegs kann zum Einsatz, im Moment hauptsächlich Englisch.
Das Essen, wie sollte es anders sein, schmeckt meist hervorragend! Dank der guten und gerne auch mal schärferen Küche zu Hause in Bayern (lieber Papa, im Grunde hast du mich auch in dem Punkt 22 Jahre lang bestens auf China vorbereitet!) kann ich bisher alles gut und gerne essen, denn ne gesunde Schärfe scheint zu fast jedem Gericht zu gehören, nicht wahr, Robert?! ;) Wir haben inzwischen schon ne eigene Schärfeskala entwickelt, für die, die´s nicht unbedingt scharf mögen, wird dann erst mal vorgekostet!
Das erste Wochenende verbrachten wir hauptsächlich mit Einkäufen und sonstigen Erledigungen. Da in den letzten Monaten der Sport arg zu kurz kam bin ich also Samstag erstmal losgezogen und hab mir Laufschuhe meines bevorzugten Sportartikelherstellers geholt, Adidas (hier auch schon gesehen als „Odidos“, ob das wohl einfach nur ein Druckfehler war...?! „Amporio Ermoni“ wird hier übrigens auch gerne getragen.). Wer schonmal einigermaßen gute Laufschuhe in Deutschland gekauft hat, hat dafür wohl min. 130€ oder mehr gezahlt. Hier kosten die (original!) Adidas Laufschuhe ganze 32€, nur um das Preisniveau Chinas nochmal deutlich zu machen....
Zurück im Wohnheim gings dann also endlich mal wieder ab auf den Sportplatz, zu diesem Zwecke natürlich auf die Laufbahn, auf der sich dann abends um 20:00 Uhr Chinesen jeden Alters tummeln um zu laufen oder einfach nur zu gehen. Und mit dem vorwärts gehen ist es noch nicht getan, nein, auch RÜCKwärts geht man gerne mal ein paar 100m, was interessant anzusehen ist. Angeblich soll das den Körper in völlig neuen Einklang bringen. Tja, immer anders, die Chinesen....
Montag war der erste Unterrichtstag und wie sich nun herausstellte bin ich in Gruppe 3 von 5, also im oberen Mittelfeld. Die Kurse teilen sich auf in duxie (lesen und schreiben), kouyu (Konversation), tingli (Hörverstehen) und yuedu (Leseverstehen), der Unterschied ist allerdings nicht so ganz klar, da man in fast allen Kursen ähnlichen Unterricht macht. Dabei kommt ne ganz schöne Menge Lernstoff zusammen, denn in allen Kursen hat man jede Woche neue Vokabellisten und verschiedene grammatische Strukturen. Einige der neuen Sachen sind allerdings aus Deutschland schon bekannt und somit fällt es etwas leichter gut dabei zu bleiben. Das allgemeine Hörverstehen hat sich alleine innerhalb der letzten Tage schon verbessert wie ich finde, auch das ist sehr hilfreich um den Lehrerinnen (ausschließlich Frauen) folgen zu können.
Der Hörverstehenkurs ist derzeit der schwerste und gleichzeitig der unterhaltsamste. In dem Kurs hören wir Stück für Stück eine Kassette durch, deren Qualität einfach nur schlecht ist, daher versteht man zunächst eigentlich nur Zischlaute. Unsere Lehrerin Tian laoshi stellt im Anschluss Fragen zum Inhalt, die wir bestmöglich beantworten sollen. Und nun kommt der eigentlich schwierige Part, denn Frau Tian machts einem nicht so ganz leicht ernst zu bleiben. Frau Tian dürfte nun so Mitte 50 sein, sieht sehr chinesisch aus und hat einen Überbiss, der sich gewaschen hat, aber hallo, man könnte sie so gesehen auch Black Beauty nennen. Nun muss ich vorausschicken, dass Chinesen nach/zwischen ihren Sätzen öfter mal ein englisch gesprochenes, kurzes „aw“ sagen, als eine Art Füllwort. Frau Tian macht das allerdings recht häufig und klingt dadurch wie die chinesische Ausgabe des Vorzeigerappers aus den Tiefen der Bronx. Seit Micha uns darauf aufmerksam gemacht hat (vielen Dank übrigens) ist es recht anstrengend nicht ständig laut loszulachen sobald Frau Tian wieder den Rapper rauskehrt.
Abgesehen davon finde ich den Unterricht gut und hilfreich. Leider kam das Lernen diese Woche noch etwas zu kurz, da unsere Mittagessen irgendwie immer zu weiteren Aktivitäten führen und ich deshalb immer erst so gegen 19:00 ins Wohnheim zurückkomme, die Motivation lässt dann graduell mit später werdender Stunde nach....:)
Montag Nachmittag hatten wir im Anschluss an den Unterricht eine Einführungsveranstaltung für alle Austauschstudenten und wurde von den zuständigen Professoren und Lehrern begrüßt. Einer der Professoren hat selbst auf Englisch zu uns gesprochen, uns willkommen geheißen und uns erklärt, dass jeder von uns ein Thermometer bekommen würde um regelmäßig seine Temperatur zu messen. Sollte die Temperatur über 37 Grad liegen müssen wir uns bei unseren Lehrern melden, Schweinegrippe lässt grüßen. Etwas unheimlich war, dass er zum Schluss mit seinem Scientologylächeln nur noch einige Male mit chinesischem Akzent sagte „don´t worry, it´s only for your safety, don´t worry, no need to worry“. Der beruhigende Effekt blieb da leider aus! Danach wurde uns noch vorgeführt wie wir das Thermometer denn zu benutzen hätten (nein, da nicht, Gott sei Dank bloß unter den Achseln...lach).
Dienstag Nachmittag hab ich mich mit Jannik, Vilma und Robert dann auch schon wieder ins Zentrum begeben, auf der Suche nach nem guten Elektronikladen. Wir landeten dann also in nem Handyladen, denn die gibt es ZU HAUF, man bekommt den Eindruck hier gibt es tatsächlich noch mehr Handys als Menschen! Robert hatte sein Handy in Deutschland gelassen, brauchte ein neues und entschied sich schließlich für eines von Nokia für knapp 30€, nicht unbedingt Hightech aber absolut ausreichend für ein Jahr China. Als der nette Verkäufer, der praktisch nur Chinesisch sprach Robert bat ein paar persönliche Informationen anzugeben (niemand weiß warum, er folgte damit wohl einfach dem chinesischen Kontroll- und Dokumentationszwang) füllte Robert den Zettel also als „Räuber Hotzenplotz“ aus und bat Vilma ihm ihre Telefonnummer, als Kontaktangabe vorzusagen. Vilma sagte etwas perplex drei Zahlen und meinte dann „jetzt hab ich sie vergessen, Veronika, sag du mal“, alles direkt vor dem Verkäufer natürlich. Veronika sagt also nochmal wahllos vier Zahlen und fängt unterdessen dermaßen zu lachen an, dass sie den Laden verlassen muss. Der Verkäufer war dann wohl etwas irritiert und fragte die beiden wo wir denn eigentlich herkämen. Roberts Kommentar zu mir „Also Pferde braucht man mit dir nicht stehlen gehen...“ , stimmt, muss ich hoffentlich auch nie! ;)
Gestern Nachmittag hat sich dann auch überraschend Frau Chen, unsere Chinesischlehrerin an der FU Berlin bei uns gemeldet. Frau Chen kommt zufälligerweise aus Xian und ist insgesamt „nur“ für eineinhalb Jahre an der FU als Gastdozentin tätig. In den Ferien fliegt sie immer zurück nach China, da hier noch ihr Mann und ihr kleiner Sohn leben, der wohl gerade erst in den Kindergarten gekommen ist. Nachdem wir uns am Südtor der Uni getroffen haben ist sie gemeinsam mit uns zu einem schicken Restaurant in einer riesen Mall gefahren wo wir auf Wunsch in unser eigenes Separé geführt wurden. Dort haben wir dann zu siebt lecker, lecker Huoguo (Hotpot) gegessen, bisher das außergewöhnlichste Essen. Zunächst wählt man von einer Liste aus, welche Speisen man möchte, z.B. verschiedene Fleischsorten, Fisch, Teigbällchen, Gemüse etc.. In der Mitte des Tisches ist eine Vertiefung eingelassen in die dann ein Bottich, ähnlich einem Fonduetopf kommt. Der Bottich hat zwei Hälften und ist mit einer ständig köchelnden „Suppe“ gefüllt, die eine Hälfte scharf, die andere normal. Und dann gibt man einfach alles in die Suppe, fischt es sich wieder raus und taucht es kurz in die eigene, kleine Schale, die auch wieder mit einer würzigen Suppe gefüllt ist. Es hat einfach nur vorzüglich geschmeckt und der Service war schlicht großartig. Wir hatten unsere persönlichen zwei Fuwuyuan (typische Bezeichnung für KellnerInnen), die uns regelmäßig feuchte Handtücher für die Hände sowie Brillenputztücher wegen des Wasserdampfes reichten und bei den ersten Anzeichen von Leere unsere Trinkgläser wieder auffüllten. Außerdem wurden wir von ihnen zur Toilette begleitet (auch hier leider nur eine Loch-im-Boden-Lösung, allerdings sehr schick!) und wieder zurückgeführt. Zugegebenermaßen war das auch nötig, da das große Restaurant leicht labyrinthartig anmutete und nicht so einfach zu durchschauen war.
Die liebe Frau Chen hat uns so einige Tipps gegeben und gute Adressen genannt für alles was wir noch brauchen. Sie war sogar so nett im Anschluss an das Essen (wozu sie uns eingeladen hat) Micha zu nem guten Frisör zu bringen und diesem Michas Vorlieben zu erklären (leider nicht ganz getroffen, Micha meinte heute er sähe aus als käme er frisch von der Chemotherapie). Mit dem Rest von uns fuhr sie außerdem noch zu nem großen Elektronikmarkt und verabschiedete sich dann um ihren kleinen Lütten vom Kindergarten abzuholen.
Heute Morgen fiel der Unterricht für die meisten aus, da wir alle zum Healthcare Center mussten um unsere Gesundheitszeugnisse bestätigen zu lassen. Nur mit der entsprechenden Bestätigung bekommt man nämlich wiederum die Aufenthaltsgenehmigung. Um 07:30 Uhr mussten wir also alle ohne gefrühstückt zu haben auf der Matte stehen und wurden in Bussen zum Healthcare Center gekarrt. Zunächst wurden die original Gesundheitszeugnisse, Röntgenaufnahmen und Bluttests geprüft. Je nachdem musste man im Anschluss noch weitere Untersuchungen vor Ort machen lassen. Ein Großteil musste Blut abnehmen lassen und nochmals den Torax röntgen, selbst wenn die vorgezeigten Aufnahmen im zulässigen Zeitrahmen und absolut in Ordnung waren. Das kostete in meinem Fall 270 Yuan und das, obwohl meine Röntgenaufnahme einwandfrei auf Mitte August datiert war, was mich richtig, richtig geärgert hat. Das Blutabnehmen war kein Problem, das ging ganz flott und schmerzfrei. Auf der Röntgenstation konnten wir den Radiologen glücklicherweise klarmachen, dass unsere Röntgenaufnahmen (Janniks und meine, beide auf CD) aktuell sind und sie nur einen kurzen Blick darauf werfen müssten. So konnten wir das Röntgen umgehen und waren seeeehr froh darüber! Ich weiß ja nicht wie der Kenntnisstand in China bezüglich Röntgenstrahlung ist, aber niemand von uns wurde gefragt wann denn die letzte Röntgenaufnahme gemacht wurde, Bleiwesten gabs in der Regel auch nicht ohne Nachfrage oder Diskussion. Um den ersten Preis für zuvorkommende Patientenbetreuung hat sich das chinesische Personal heute leider nicht verdient gemacht.
Trotz dieser ersten schlechten Erfahrungen während unseres Aufenthalts sind danach alle wieder im Ganzen rausgekommen...glaub ich zumindest....:)
Fotos sind schon einige gemacht und ich weiß es sollten vom letzten Eintrag noch einige folgen.
Leider dauert das Hochladen grade noch ziemlich lange, die FU-Netzwerk-Software funktioniert bei mir auch eher launenhaft deshalb muss ich mir erst mal viel Zeit dafür nehmen und vertröste euch leider weiterhin....
Alles Liebe, immer noch ohne jede Reue, Veronika :)
Freitag, 4. September 2009
willkommen in china....:)))
中国你好! - Hallo China!
In diesem Moment sitze ich in meinem Zimmer auf dem Bett und schreibe schon mal meinen ersten Blogeintrag, um nicht alles, was seit Beginn meiner Reise passiert ist wieder zu vergessen. Aber nun der Reihe nach:
Vergangenen Dienstag, den 01. September gings also los und das auch gleich etwas turbulent. Wer schon mal einen längeren Auslandsaufenthalt vorbereitet hat, weiß wohl welcher Urwald an Formularen, Tests und Behördengängen auf einen wartet. Bei einem Aufenthalt in China z.B. sind besonders das Gesundheitszeugnis und der original AIDS- und Syphilistest besonders wichtig, und genau diese Testbefunde (beide natürlich negativ ;) ) waren am Morgen der Abreise unter all den Unterlagen UN-AUF-FINDBAR! Gott sei Dank war es kein Problem beim entsprechenden Labor anzurufen und die Testergebnisse per Fax nochmal schicken zu lassen.
Wieder etwas beruhigter gings dann mit leichten „Orientierungsproblemen“ (*hüstel, danke Mama, dass du dir so viel Zeit für mich genommen hast) zum Bahnhof und mit dem Zug weiter ins verregnete Frankfurt.
Nachdem ich eingechecked hatte und am Gate angekommen war kam kurz vor knapp (19:15) auch endlich meine liebste berliner Reisbegleitung Verena (Süße, mit dir würd ich überall hinfliegen!) an, die glücklicherweise den Sitzplatz neben mir noch reservieren konnte. Meine zweite Begleitung und Chinaleihgabe, die kleine Lilly möchte hier selbstverständlich auch erwähnt sein. Um 20:15 hoben wir also in einen recht ereignislosen und fast ebenso schlaflosen gut 9-stündigen Flug nach Peking ab.
Gegen 11:00 chinesischer Ortszeit (05:00 in Deutschland) kamen wir sicher und wohlbehalten in der Hauptstadt an und waren erstmal beeindruckt ob des supermodernen, riesigen Flughafens. Nach zahlreichen Pass- und Gesundheitskontrollen durften wir schließlich unser Gepäck abholen und konnten damit reibungslos die Zollkontrolle passieren. Ein gut sitzender Mundschutz gehört, wie Verena und ich feststellten, bei den Flughafenangestellten offenbar zur Arbeitsuniform.
Unsere erste Anlaufstelle war natürlich die gute Wechselstube um unsere Euros in chinesische Yuan, umgangssprachlich auch Kuai genannt, zu tauschen. Nachdem wir beide unser Gepäck (dank meiner grandiosen Pack- und Selektionskunst gerade mal 20,5 Kg schwer!) für unsere Anschlussflüge aufgegeben hatten, war es auch schon an der Zeit uns zu verabschieden. Nach 3-stündigem Aufenthalt war es dann auch bei mir so weit, die letzte Etappe nach Xian zu nehmen.
In Xian angekommen wartete auch schon der Abholdienst der Universität auf mich, der außer mir auch noch eine slowakische Studentin namens Jane (man hört gleich, ein typisch slowakischer Name) abholte.
Die Autofahrt war fesselnd, um es mal so zu sagen. Ich war vollauf damit beschäftigt meine ersten Eindrücke dieses Landes aufzusaugen und hatte gleichzeitig stets die Befürchtung, dass sicher gleich ein Radfahrer auf unserer Motorhaube landet! Und das, obwohl der Fahrstil unseres Fahrers noch vergleichsweise gediegen zu sein schien! Abgesehen davon, dass die Menschen hier Autos rumkarren (ja, rumkarren ist die treffendste Bezeichnung), die man in Deutschland nur noch als schrottreif bezeichnen würde, existieren wohl keine gültigen Vorfahrtsregeln. Ich bin gerade noch dabei herauszufinden ob es von der Größe des Autos, vom Preis oder einfach von der individuellen Dreistigkeit abhängt, wer zuerst fahren darf. Straßenmarkierungen betrachtet man wohl auch eher als Asphaltkunst, ob neben oder auf der Linie, wo man fährt spielt keine Rolle.
Dennoch hab ich mich vom ersten Moment an wohl gefühlt und mit Staunen die Landschaft beobachtet, die nahe des Flughafens noch recht ländlich ist. Der Weg vom Flughafen zur Xian Jiaotong Daxue (wörtlich übersetzt: Xian Verkehr Universität, wieso in China so viele Unis „Verkehrsuni“ heißen gilt es noch zu recherchieren) war gesäumt von immens großen, bunten Werbebannern und natürlich einem zunehmend städtischen Landschaftsbild. Wider Erwarten landete nicht ein Radfahrer auf unserer Motorhaube!
Unser Fahrer brachte uns direkt zu unserm Wohnheim am Südtor unseres Unikampus, dort galt es dann mich auf chinesisch für mein Zimmer einzutragen, was trotz völlig fehlender Übung nach über einem Monat des süßen Nichtstuns relativ flott von statten ging. Leider wurde ich einem Zimmer zugeteilt, das etwas feucht und daher auch leicht müffelnd und klamm war. Yuxin, eine Studentin aus Malaysia war bereits auf dem Zimmer. Da Yuxin sehr gut Englisch spricht und darüber hinaus auch recht kommunikativ und offen ist haben wir uns gleich recht gut verstanden und sie hat mir erst mal ein bisschen was vom Kampus gezeigt. Zurück in meinem Sushe (=Wohnheim) hab ich erst mal mit der Ayi (so nennt man oftmals weibliche Angestellte wie z.B. Hausmädchen) des Wohnheims gesprochen und konnte glücklicherweise in ein anderes Zimmer wechseln, das für Wohnheimverhältnisse (denk ich) recht gut ist. Hier teile ich jetzt das Zimmer mit einer Studentin aus Korea namens San (?). San spricht Gott sei Dank nur sehr rudimentäres Englisch, d.h. die Zimmersprache ist Chinesisch, im Moment noch etwas holprig aber über das nächste Jahr hoffentlich zunehmend besser!
Meine Kollegen aus Deutschland waren auch schon alle da und sind im gleichen Wohnheim untergebracht, seeehr praktisch!
Nach einer sehr wohltuenden ersten Dusche (im EIGENEN Badezimmer) gings also reichlich müde und trotzdem unfähig zu schlafen zu Bett, so´n Jetlag kann schon ganz schön fies sein...
Der Donnerstag ging damit los, dass die liebe Yuxin, deren Muttersprache Chinesisch ist, mit mir zum International Students Office marschiert ist und mir bei der Einschreibung geholfen hat, was gut über eine Stunde gedauert hat. Dort haben wir dann zufällig noch Mohan aus Indien und seinen chinesischen „Helfer“ Baolei kennen gelernt. Im Anschluss gingen wir gleich zusammen weiter um für uns Gaststudenten ein Konto bei der chinesischen Gongshang Yinhang (=Handelsbank) zu eröffnen und eine chinesisch Simkarte zu besorgen. All das befindet sich, wie in China üblich, natürlich auf dem unüberschaubar großen Kampus, ebenso zahleiche Kantinen, Supermärkte, Wäschereien, usw. Nachdem das schließlich erledigt war durfte ich mein erstes Essen in einer der Mensen genießen. Baolei lud uns alle ein auf eine Suppe mit Rindfleisch, dem wohl beliebtesten Fleisch in China ein, dazu durfte das Tellerchen mit eingelegtem Knoblauch natürlich nicht fehlen. Die Unkosten für eine Person: 4 Yuan, also sage und schreibe ugf. 0,40 Euro. Zu meiner Freude zeigten uns Yuxin und Baolei auch gleich die ideale Stäbchentechnik, denn die Technik machts! Bis zum Ende des Aufenthalts hoffe ich die Stäbchen meine besten Freunden nennen zu können!
Im Wohnheim vereinbarte ich dann mit „meinen Deutschen“ Vilma, Robert, Michael und Jannik nachmittags Richtung Stadtzentrum zu laufen, da die Uni etwas außerhalb der historischen, komplett erhaltenen Stadtmauern liegt. Hin und weg von all den Einkaufs- und Essensmöglichkeiten zu, für uns Westler unschlagbaren Preisen sind wir also Richtung Walmart gezogen um erst mal etwas Grundausstattung zu besorgen, die man fürs Wohnheim so braucht, sprich Badelatschen, Handtuch, Becher, Besteck, ne kleine Waschwanne, Tee etc. Nach einigen gelaufenen und gefühlten 100 Kilometern sind wir dann voll bepackt mit dem Taxi zurück zur Uni gefahren und haben nach ca. 30 Minuten Fahrt satte 13 Yuan bezahlt (ca. 1,30 Euro). Abends stand dann noch ein kleiner Teetreff bei Mohan an und dann konnte ich endlich ab ins Bett um das gleiche Spielchen wie tags zuvor zu erleben: sehr müde trotzdem absolut schlafbehindert!
Ein bisschen gerädert vom vielen Schlafentzug hatten wir heute morgen schließlich den mysteriösen Einstufungstest in den Klassenzimmern, die sich in unserem Wohnheim befinden. Schriftlich gar nicht mal so einfach, dafür mündlich umso einfacher wurden wir über knappe zwei Stunden geprüft und hören am Montag zu Unterrichtsbeginn in welchen Gruppen wir sind.
Da es mit dem Internetzugang auf den Zimmern im Moment leider etwas hapert und erst der Techniker anrücken muss, sind wir fünf inzwischen (im Verlauf des Schreibens dieses Eintrags) zu Starbucks in der Innenstadt ( mit dem Taxi versteht sich, dekadent westlich! ;) ), da es hier natürlich freies Wlan gibt.
Da ich bisher noch zu sehr mit gucken und staunen beschäftigt war gibt’s hoffentlich in den nächsten Tagen erst mal ne kleine Fotostrecke vom Wohnheim, Kampus und der Stadt.
Ich hoffe meine lieben Leser sind inzwischen noch nicht eingeschlafen und haben nun einen ersten Eindruck bekommen was hier so los ist!
Liebste Grüße von einer rundum glücklichen kleinen Veronika im großen, großen China!
PS: eben erst bemerkt, mein Blog wurde erst mal schön gesperrt, ebenso wie facebook, Gott sei dank geht’s über den Zedat account, es lebe das FU Netzwerk!
In diesem Moment sitze ich in meinem Zimmer auf dem Bett und schreibe schon mal meinen ersten Blogeintrag, um nicht alles, was seit Beginn meiner Reise passiert ist wieder zu vergessen. Aber nun der Reihe nach:
Vergangenen Dienstag, den 01. September gings also los und das auch gleich etwas turbulent. Wer schon mal einen längeren Auslandsaufenthalt vorbereitet hat, weiß wohl welcher Urwald an Formularen, Tests und Behördengängen auf einen wartet. Bei einem Aufenthalt in China z.B. sind besonders das Gesundheitszeugnis und der original AIDS- und Syphilistest besonders wichtig, und genau diese Testbefunde (beide natürlich negativ ;) ) waren am Morgen der Abreise unter all den Unterlagen UN-AUF-FINDBAR! Gott sei Dank war es kein Problem beim entsprechenden Labor anzurufen und die Testergebnisse per Fax nochmal schicken zu lassen.
Wieder etwas beruhigter gings dann mit leichten „Orientierungsproblemen“ (*hüstel, danke Mama, dass du dir so viel Zeit für mich genommen hast) zum Bahnhof und mit dem Zug weiter ins verregnete Frankfurt.
Nachdem ich eingechecked hatte und am Gate angekommen war kam kurz vor knapp (19:15) auch endlich meine liebste berliner Reisbegleitung Verena (Süße, mit dir würd ich überall hinfliegen!) an, die glücklicherweise den Sitzplatz neben mir noch reservieren konnte. Meine zweite Begleitung und Chinaleihgabe, die kleine Lilly möchte hier selbstverständlich auch erwähnt sein. Um 20:15 hoben wir also in einen recht ereignislosen und fast ebenso schlaflosen gut 9-stündigen Flug nach Peking ab.
Gegen 11:00 chinesischer Ortszeit (05:00 in Deutschland) kamen wir sicher und wohlbehalten in der Hauptstadt an und waren erstmal beeindruckt ob des supermodernen, riesigen Flughafens. Nach zahlreichen Pass- und Gesundheitskontrollen durften wir schließlich unser Gepäck abholen und konnten damit reibungslos die Zollkontrolle passieren. Ein gut sitzender Mundschutz gehört, wie Verena und ich feststellten, bei den Flughafenangestellten offenbar zur Arbeitsuniform.
Unsere erste Anlaufstelle war natürlich die gute Wechselstube um unsere Euros in chinesische Yuan, umgangssprachlich auch Kuai genannt, zu tauschen. Nachdem wir beide unser Gepäck (dank meiner grandiosen Pack- und Selektionskunst gerade mal 20,5 Kg schwer!) für unsere Anschlussflüge aufgegeben hatten, war es auch schon an der Zeit uns zu verabschieden. Nach 3-stündigem Aufenthalt war es dann auch bei mir so weit, die letzte Etappe nach Xian zu nehmen.
In Xian angekommen wartete auch schon der Abholdienst der Universität auf mich, der außer mir auch noch eine slowakische Studentin namens Jane (man hört gleich, ein typisch slowakischer Name) abholte.
Die Autofahrt war fesselnd, um es mal so zu sagen. Ich war vollauf damit beschäftigt meine ersten Eindrücke dieses Landes aufzusaugen und hatte gleichzeitig stets die Befürchtung, dass sicher gleich ein Radfahrer auf unserer Motorhaube landet! Und das, obwohl der Fahrstil unseres Fahrers noch vergleichsweise gediegen zu sein schien! Abgesehen davon, dass die Menschen hier Autos rumkarren (ja, rumkarren ist die treffendste Bezeichnung), die man in Deutschland nur noch als schrottreif bezeichnen würde, existieren wohl keine gültigen Vorfahrtsregeln. Ich bin gerade noch dabei herauszufinden ob es von der Größe des Autos, vom Preis oder einfach von der individuellen Dreistigkeit abhängt, wer zuerst fahren darf. Straßenmarkierungen betrachtet man wohl auch eher als Asphaltkunst, ob neben oder auf der Linie, wo man fährt spielt keine Rolle.
Dennoch hab ich mich vom ersten Moment an wohl gefühlt und mit Staunen die Landschaft beobachtet, die nahe des Flughafens noch recht ländlich ist. Der Weg vom Flughafen zur Xian Jiaotong Daxue (wörtlich übersetzt: Xian Verkehr Universität, wieso in China so viele Unis „Verkehrsuni“ heißen gilt es noch zu recherchieren) war gesäumt von immens großen, bunten Werbebannern und natürlich einem zunehmend städtischen Landschaftsbild. Wider Erwarten landete nicht ein Radfahrer auf unserer Motorhaube!
Unser Fahrer brachte uns direkt zu unserm Wohnheim am Südtor unseres Unikampus, dort galt es dann mich auf chinesisch für mein Zimmer einzutragen, was trotz völlig fehlender Übung nach über einem Monat des süßen Nichtstuns relativ flott von statten ging. Leider wurde ich einem Zimmer zugeteilt, das etwas feucht und daher auch leicht müffelnd und klamm war. Yuxin, eine Studentin aus Malaysia war bereits auf dem Zimmer. Da Yuxin sehr gut Englisch spricht und darüber hinaus auch recht kommunikativ und offen ist haben wir uns gleich recht gut verstanden und sie hat mir erst mal ein bisschen was vom Kampus gezeigt. Zurück in meinem Sushe (=Wohnheim) hab ich erst mal mit der Ayi (so nennt man oftmals weibliche Angestellte wie z.B. Hausmädchen) des Wohnheims gesprochen und konnte glücklicherweise in ein anderes Zimmer wechseln, das für Wohnheimverhältnisse (denk ich) recht gut ist. Hier teile ich jetzt das Zimmer mit einer Studentin aus Korea namens San (?). San spricht Gott sei Dank nur sehr rudimentäres Englisch, d.h. die Zimmersprache ist Chinesisch, im Moment noch etwas holprig aber über das nächste Jahr hoffentlich zunehmend besser!
Meine Kollegen aus Deutschland waren auch schon alle da und sind im gleichen Wohnheim untergebracht, seeehr praktisch!
Nach einer sehr wohltuenden ersten Dusche (im EIGENEN Badezimmer) gings also reichlich müde und trotzdem unfähig zu schlafen zu Bett, so´n Jetlag kann schon ganz schön fies sein...
Der Donnerstag ging damit los, dass die liebe Yuxin, deren Muttersprache Chinesisch ist, mit mir zum International Students Office marschiert ist und mir bei der Einschreibung geholfen hat, was gut über eine Stunde gedauert hat. Dort haben wir dann zufällig noch Mohan aus Indien und seinen chinesischen „Helfer“ Baolei kennen gelernt. Im Anschluss gingen wir gleich zusammen weiter um für uns Gaststudenten ein Konto bei der chinesischen Gongshang Yinhang (=Handelsbank) zu eröffnen und eine chinesisch Simkarte zu besorgen. All das befindet sich, wie in China üblich, natürlich auf dem unüberschaubar großen Kampus, ebenso zahleiche Kantinen, Supermärkte, Wäschereien, usw. Nachdem das schließlich erledigt war durfte ich mein erstes Essen in einer der Mensen genießen. Baolei lud uns alle ein auf eine Suppe mit Rindfleisch, dem wohl beliebtesten Fleisch in China ein, dazu durfte das Tellerchen mit eingelegtem Knoblauch natürlich nicht fehlen. Die Unkosten für eine Person: 4 Yuan, also sage und schreibe ugf. 0,40 Euro. Zu meiner Freude zeigten uns Yuxin und Baolei auch gleich die ideale Stäbchentechnik, denn die Technik machts! Bis zum Ende des Aufenthalts hoffe ich die Stäbchen meine besten Freunden nennen zu können!
Im Wohnheim vereinbarte ich dann mit „meinen Deutschen“ Vilma, Robert, Michael und Jannik nachmittags Richtung Stadtzentrum zu laufen, da die Uni etwas außerhalb der historischen, komplett erhaltenen Stadtmauern liegt. Hin und weg von all den Einkaufs- und Essensmöglichkeiten zu, für uns Westler unschlagbaren Preisen sind wir also Richtung Walmart gezogen um erst mal etwas Grundausstattung zu besorgen, die man fürs Wohnheim so braucht, sprich Badelatschen, Handtuch, Becher, Besteck, ne kleine Waschwanne, Tee etc. Nach einigen gelaufenen und gefühlten 100 Kilometern sind wir dann voll bepackt mit dem Taxi zurück zur Uni gefahren und haben nach ca. 30 Minuten Fahrt satte 13 Yuan bezahlt (ca. 1,30 Euro). Abends stand dann noch ein kleiner Teetreff bei Mohan an und dann konnte ich endlich ab ins Bett um das gleiche Spielchen wie tags zuvor zu erleben: sehr müde trotzdem absolut schlafbehindert!
Ein bisschen gerädert vom vielen Schlafentzug hatten wir heute morgen schließlich den mysteriösen Einstufungstest in den Klassenzimmern, die sich in unserem Wohnheim befinden. Schriftlich gar nicht mal so einfach, dafür mündlich umso einfacher wurden wir über knappe zwei Stunden geprüft und hören am Montag zu Unterrichtsbeginn in welchen Gruppen wir sind.
Da es mit dem Internetzugang auf den Zimmern im Moment leider etwas hapert und erst der Techniker anrücken muss, sind wir fünf inzwischen (im Verlauf des Schreibens dieses Eintrags) zu Starbucks in der Innenstadt ( mit dem Taxi versteht sich, dekadent westlich! ;) ), da es hier natürlich freies Wlan gibt.
Da ich bisher noch zu sehr mit gucken und staunen beschäftigt war gibt’s hoffentlich in den nächsten Tagen erst mal ne kleine Fotostrecke vom Wohnheim, Kampus und der Stadt.
Ich hoffe meine lieben Leser sind inzwischen noch nicht eingeschlafen und haben nun einen ersten Eindruck bekommen was hier so los ist!
Liebste Grüße von einer rundum glücklichen kleinen Veronika im großen, großen China!
PS: eben erst bemerkt, mein Blog wurde erst mal schön gesperrt, ebenso wie facebook, Gott sei dank geht’s über den Zedat account, es lebe das FU Netzwerk!
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